Noch bis Sonntag verspricht die Saarner Kirmes bunten Rummel. Nur läuft’s in diesem Jahr nicht rund bei Karussell-Betreibern und Co. – Besuch und Einnahmen lassen die Zwischenbilanz der Schausteller mager ausfallen.

Hitze, Fußball-WM und die allgemeine Wirtschaftslage machen das Geschäft schwer, heißt es allenthalben. Einige befürchten am Ende gar rote Zahlen für ihre Zeit auf dem Kirmesplatz an der Mintarder Straße.

Gestern Nachmittag, 16 Uhr: kaum was los, trotz ermäßigter Preise am Familientag. Ein kleiner Junge schlurft neben seiner Mutter her: „Bei 37 Grad hab’ ich gar keine Lust zu laufen.“ Der Mann, der Bananen & Co. in feinster belgischer Schoko-Hülle anpreist, hat sich genötigt gesehen, auf seine Kühlung hinzuweisen. Reicht ja, wenn die wenigen Kirmesgäste dahinschmelzen. An der Schießbude sind heute 20 Schuss für 5 Euro zu haben – die drei Mitarbeiter stehen sich mangels Kundschaft die Füße platt. Schräg gegenüber spielt der Betreiber des Pferdewettrennens beschäftigungslos an seinem Handy herum.

Vielleicht wartet er auf eine Überraschung im Wetterbericht. Kirmeswetter, sagt Platzmeister Peter Stermann, ist weiß Gott was anderes als wieder einmal 37 Grad Celsius gestern Nachmittag. „Das ist Freibadwetter.“ Ideal für den Rummel seien 24 Grad. Bei bedecktem Himmel.

Stermann, seit zehn Jahren als Platzmeister am Puls der Schausteller, weiß natürlich, dass die Kirmes bislang deutlich hinter den Erwartungen geblieben ist, „der Besuch ist alles andere als gut“. Wenn’s rappelvoll ist, passen auf den Platz 10 000 bis 15 000 Menschen, auch gestern Nachmittag verloren sich nur wenige hundert auf dem Platz. Einzig der vergangene Sonntag sei ein „normaler“ Besuchstag gewesen, so Stermann. Hoffnung hat er noch für den Feuerwerkstag heute, für das Wochenende kann er nur gebetsmühlenartig wiederholen, dass auch an der Mintarder Straße Fußball zu sehen sein wird bei einigen Gastronomiebetrieben.

Neben dem heißen Wetter ist es vor allem die Fußball-WM, die die Mülheimer nicht kommen lässt. Nach dem deutschen Spiel gegen Argentinien am vergangenen Samstag war der Besuch schon äußerst mau, vorgestern nach dem Halbfinal-Aus gingen auch auf der Kirmes schnell die Lichter aus. Nichts los.

Die Schausteller bleiben auf ihren Fixkosten sitzen. „Es läuft so schlecht, dass wir erst mal gucken müssen, überhaupt die Standgebühr reinzubekommen“, sagt ein Verkäufer von Kokos- und Melonenstücken. Und die Frischware habe ja auch transportiert, gehackt und geschnitten werden müssen. All der Aufwand – für die Katz . . . Beim Luftballon-Werfen schmunzelt der Betreiber sarkastisch: „Da stellen die in Saarn am Mittwoch auch noch eine Fußballbühne am Markt auf. Da kommen die natürlich nicht mehr hier hin. Jetzt müssen wir auf die Rheinkirmes hoffen. Da fahren wir als nächstes hin.“

„Total tödlich“ – Ute Tscheike vom gleichnamigen Ausschank-Betrieb sieht gar die Existenz ihres Familienbetriebs gefährdet. Selbst Getränke liefen nicht, man merke die Wirtschaftskrise und die hohen Belastungen der Bürger, etwa durch Energiekosten. Normalerweise arbeite ihr Betrieb mit drei angestellten Kellnern, hier aber nur mit einem. Dafür springen Ehemann Rudolf und Tochter Charmaing mit ein. „Das ist schon ein Minusgeschäft“, sagt Tscheike. Das liege aber nicht am Platz in Mülheim, sondern sei generell zu beklagen. „Die Leute trinken hier höchstens ein, zwei Getränke, sitzen aber stundenlang. Und viel mehr als früher bringen sie sich Getränke selbst mit.“ Saarn hat Tscheike schon abgehakt. Auch sie hofft auf die Rheinkirmes, „sonst wird’s wirklich brenzlig.“