Mülheim. .

Rennstrecke Friedhofstraße in Speldorf? Anwohner jedenfalls empfinden es so. Dino Hammacher, der dort wohnt und die Bürgerinitiative Speldorf-Süd gegründet hat, will sich damit nicht abfinden, setzte sich für eine Geschwindigkeitskontrolle ein, um der Forderung nach Tempo 30 Nachdruck zu verleihen. Sein Hauptargument bleibt: „Künftig wird das für noch mehr Kinder ein Schulweg sein, und viele Kinder müssten auf die Straße ausweichen, weil auf den Bürgersteigen Autos parken.“

Der Ruf nach Geschwindigkeitskontrollen hat stadtweit zugenommen. „Für uns ist das Alltag“, sagt der Bezirksbürgermeister für den Bereich links der Ruhr, Gerhard Allzeit. Die Polizei erlebt es nicht anders. 300 Mülheimer riefen jetzt bei der Polizei an oder schickten Mails mit dem Wunsch: Blitzt bei uns! Die Polizei hatte die Bürger gebeten, ihr Örtlichkeiten zu nennen, wo sie im Rahmen einer Blitzer-Aktion am 3./4. Juli kontrollieren soll. „Wir hatten nicht mit so einer Flut gerechnet“, erklärt Polizeisprecher Jörg Lindemann und sieht darin den Beweis: „Das Thema Geschwindigkeitsüberschreitung brennt vielen unter den Nägeln.“

Die "Rennstrecken" Mülheims

Viele, die sich bei der Polizei gemeldet haben, schilderten ausführlich ihre Beweggründe und Sorgen: Beispiele: „Seit Jahren ist mir die Raserei ein Dorn im Auge.“ Oder: „Ich habe Angst um meine Kinder.“ Oder: „Ich kann kaum in Ruhe die Straße überqueren.“ Eltern wie Senioren meldeten sich und schilderten die Risiken. Es wurden, so Lindemann, in erster Linie klassische Anwohnergebiete, häufig Tempo-30-Zonen genannt, auf denen das Gefühl vorherrscht, es werde gerast. Die kleine Gracht, eine Tempo 30-Zone, gehört dazu ebenso die Blumendeller Straße oder die Walkmühlenstraße oder der Zehntweg.

Manche Straße wurde gleich mehrfach als Rennstrecke dargestellt. Die abschüssige Aktienstraße gehört dazu, eine Straße, an der ohnehin schon Geschwindigkeitsmessungen erfolgen. So manche Örtlichkeit, die der Bürger nannte, deckt sich denn auch mit den Erfahrungen der Polizei, die für ihre Aktion an den beiden Tagen 25 Stellen ausgesucht hat, wo sie messen wird. Am Montag soll die komplette Liste im Internet vorgestellt werden. „Es geht uns nicht darum, möglichst viele Verwarnungen zu schreiben“, so Lindemann, „sondern darum, die Autofahrer nachdenklicher zu machen.“

Ergebnisse entlarven Beschwerden als unbegründet

Wird wirklich mehr gerast als früher? Allzeit hat andere Erfahrungen gemacht. Seit etwa zehn Jahren hat jede der drei Mülheimer Bezirksvertretungen die Möglichkeit, auf Bürgerwünsche zur Tempo-Kontrolle zu reagieren und ein mobiles Messgerät aufzustellen. „Die Ergebnisse fallen überwiegend anders aus als das Empfinden der Bürger“, stellt Allzeit fest und nennt eine Quote von 50 Prozent, die die Begrenzung einhält, gut. Auch bei den Überschreitungen sei es längst nicht so, dass man von hohen Werten sprechen könne: Oft liege die Überschreitung unter zehn Stundenkilometern. Er vermutet hinter den Klagen den Wunsch nach weniger Hektik und eine latente Unzufriedenheit. An einigen Stellen ist es Bürgern gelungen, Tempo 30 durchzusetzen. Dino Hammacher hielte es generell in Wohngebiet für angebracht, in Speldorf kämpft er weiter.

An der Buggenbeck bekamen die Bürger eine 30er-Zone. Manchem Anwohner ist der Autofahrer noch zu schnell. Ein Schild im Vorgarten drückt den Unmut aus: „Wie schnell fahren Sie in der Zone?!“