Mülheim. .

Als Bürger den Verkehr in Mintard mal zu gefährlich für Fußgänger fanden, hatten sie dort in einer Nacht- und Nebelaktion selbst einen Zebrastreifen gemalt – weil Protest allein nicht half. In Speldorf an der Friedhofstraße griffen sie jetzt nicht Pinsel und Farbe, sondern setzten sich in ihre Autos und parken diese seit ein paar Tagen schlicht korrekt am Straßenrand. Links wie rechts. Viel Platz dazwischen bleibt da nicht mehr, erst recht nicht für Lastwagen. Und genau die wollen sie auch nicht mehr in ihrem Wohnviertel.

„Die Aktion mit den Autos ist wunderbar. Es macht echt große Freude morgens den Verkehr zu beobachten, wie er sich verlangsamt und wie die Lärmbelästigung durch die Lkw abnimmt“, schreibt ein Anwohner an den Ideengeber. Das ist Dino Hammacher, auch ein Anwohner, der innerhalb weniger Wochen Politik, Verwaltung und Bürgerschaft aufmischt. Nur Unterschriften sammeln war ihm zu wenig, auch wenn dabei schon über 600 zusammengekommen sind.

Abkürzung durch Umleitung entdeckt

Die Friedhofstraße ist etwa zwei Kilometer lang, führt von der Duisburger hinaus in den Uhlenhorst, ist an vielen Stellen völlig kaputt, und es ist eine Anwohnerstraße, die wie viele im Ruhrgebiet im Laufe der Jahre immer mehr Verkehr bekamen. Vor allem die Lkw vermehrten sich in den Morgen- und Nachmittagsstunden. „Es ist noch viel schlimmer geworden, weil viele Lkw-Fahrer das Gebiet auf dem Weg vom Hafen zur Autobahn A3 als willkommene Abkürzung kennengelernt haben“, berichtet Hammacher.

Die Entdeckung machten die Fahrer in der Zeit, als sie wegen des Umbaus der Ruhrorter Straße umgeleitet wurden. Da merken sie: Der neue Weg spart Zeit und auch Maut. Die Anwohner kostet es jede Menge Nerven, und als jetzt die Politik auch noch mit der Überlegung kam, die Friedhofstraße auszubauen, reichte es ihnen: Es war die Geburtsstunde von BISS, Bürgerinitiative Speldorf-Süd.

Keine Verwarnungen durch Polizei

„Parken mit Biss“ haben sie denn auch ihre Aktion genannt, die zunächst bis zum Ende der Woche läuft. „Wir haben bislang immer unsere Autos auf dem Bürgersteig geparkt, auch aus Angst, dass größere Fahrzeuge anecken“, berichten sie und wissen, dass dies nicht so ganz korrekt war. Am Straßenrand dagegen schon, wie es die Straßenverkehrsordnung vorsieht. „Wir wollen dadurch deutlich machen, dass die Friedhofstraße schlicht überlastet ist.“

Die Folgen: Bei vorschriftsmäßigem Parken kommt es zu einer Verengung der Fahrbahn, so dass vor allem der Bus- und LKW-Verkehr hier nur noch eingeschränkt fahren kann. Stellenweise ist der Verkehr nur in eine Richtung möglich.“ Staus, Hupkonzerte gab es. Auch die Polizei soll vorbeigeschaut haben und schrieb keine Verwarnung.

Aktion eventuell auf unbestimmte Zeit

Die Politiker sind nun am Zug. Die Bürger fordern ein Stopp jeglicher Ausbau-Überlegungen, ein Verbot für den Schwerlastverkehr in dem Gebiet, das verkehrsberuhigt werden soll, wovon auch die Anwohnerstraßen Katzenbruch und Aschenbruch profitieren sollen.

Wie Hammacher betont, könnte die Park-Aktion unbefristet verlängert werden. So lange hielten sie in Mintard nicht durch, dort musste der selbst gemalte Zebra-Streifen ruckzuck wieder verschwinden.