„Wir kaufen an...“, steht an der Tür zu Joachim Wolfs Eckladen an der Duisburger Straße, darunter eine längere Liste, die „alte Fotos“ ebenso umfasst wie „Porzellan — nur Figuren“ oder „Soldatennachlässe“. Hier hat ein Sammler sein Hauptquartier, und künftig leitet er auch im Hafengebiet einen Umschlagplatz für Gebrauchtwaren.
Nächsten Sonntag organisiert Joachim Wolf erstmals den zuletzt kränkelnden Trödeltreff am Hagebaumarkt. Er hat die Veranstaltung von Ralf Lauterbach übernommen und gibt aus Überzeugung die Devise aus: „Keine Neuware.“ 30 Händler hätten schon zugesagt. Wolf rechnet noch mit einigen mehr.
Dass es auf etlichen Trödelmärkten kaum noch Antikes, Ausrangiertes gibt, ist nicht nur in Mülheim für manche ein Ärgernis. Wolf, der seit zwölf Jahren die „Speldorfer Stöberstube“ betreibt, selber oft auf Plätzen verkauft und viel herumkommt, sieht „tonnenweise Textilien oder Batterien“. Er habe es häufig erlebt: „Wir als Trödelhändler werden in die hinterletzte Ecke gedrängt.“ Er ist sich aber gleichzeitig sicher: „Die Leute wollen das nicht mehr.“
Vor 20 Jahren der erste Trödelmarkt
Geboren in Duisburg, kam er schon als Junge nach Mülheim, arbeitete als junger Mann auf dem Bau. Vor 20 Jahren buchte Joachim Wolf in der Wedau seinen ersten Flohmarktstand, damals noch ganz Privatmann: „Ich habe Sachen verkauft, die ich zu Hause hatte.“ Offenbar mit Erfolg: „Irgendwann hatte ich nichts mehr und überlegte mir, wo ich etwas her bekomme.“
Seine Geschäftsidee: Wohnungsauflösungen. Wolf hat sie lange betrieben. Aber jetzt, mit 54, viele Baustellen-Schichten in den Knochen, kann er dies aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. So reifte die Idee, als Trödelmarkt-Macher einzusteigen. Seine „Stöberstube“ ist ein ungewöhnlicher Laden: Im vorderen Raum gibt es moderne Geschenkartikel, Servietten, Kerzen oder Lampenmännchen, die man an einem empfindlichen, versteiften Körperteil einschalten kann. Im hinteren Raum bietet er dekorative Fundstücke mit Vergangenheit an: Milchkanne, Bettpfanne, nostalgische Bierkisten oder Polsterstühle.
Die echten Raritäten, die aus Papier, verwahrt er in einem schmalen Nebenraum, sortiert in Kisten: alte Fotos oder Reichsmark-Scheine, Autogramme ehemaliger Stars (Milvas Unterschrift ist für einen Euro zu haben), handgeschriebene Postkarten von Otto Pankok (für 35 Euro). Wolf selber sammelt Mülheimer Postkarten und erzählt nicht ohne Stolz: „Auch das Stadtarchiv war schon hier“, fand in seinem Laden gute Stücke für die Sammlung.
Bei der Einrichtung seines Privatdomizils im selben Haus setzen Wolf und seine Frau aber auf Zeitgenössisches: „In meiner Wohnung finden Sie keinen Trödel. Wenn ich die Ladentür zumache, ist Schluss.“
Trödelmarkt-Termine
Joachim Wolfs Trödelmarkt-Premiere am Hagebaumarkt (Weseler Str. 60) findet am kommenden Sonntag, 17. Juni, ab 11 Uhr statt. Nähere Infos und Reservierung unter Tel. 0170-4663332 oder stoeberfuchs@web.de. Weitere Termine: 19. August und 21. Oktober.
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