Mülheim. .
Beginnt wie ein Witz, ist aber nicht lustig. Unterhalten sich zwei Freundinnen: Die eine schwärmt von einem tollen Restaurant mit leckerem Essen, fairen Preisen und gemütlicher Atmosphäre. Fragt die andere: „Kann man da denn auch mit Kindern hingehen?“
Eigentlich, findet Dr. Claudia Roos, sollte diese Frage überflüssig sein. Dass sie das jedoch nicht ist, weiß die Geschäftsführerin des Mülheimer Bündnisses für Familie, und auch, wie schwierig es ist, dies zu ändern. Schon eine Auflistung kinderfreundlicher Restaurants erwies sich als sehr mühsames Unterfangen.
2010 war es, als sich Dr. Roos, inspiriert vom bundesweiten Bündnistag, mit der lokalen Gastronomie auseinandersetzte und hier der Frage nachging: Wann ist ein Restaurant kinderfreundlich? Das Rezept für die Antwort hat für sie verschiedene Zutaten: Bauliche sind das einerseits, wie etwa Platz, um den Kinderwagen aus dem Weg zu stellen, oder Barrierefreiheit. Aber auch die Einrichtung spielt eine Rolle: Wickelmöglichkeiten, ein Hochstuhl, eine Spielecke können Kriterien zur Kinderfreundlichkeit sein.
Angebote für Kinder
Wichtig ist auch das kulinarische Angebot: Gibt es ein Kindermenü? Besteht das aus mehr als dem Pinocchio-Pommes-Teller und Spaghetti Bolognese à la Schneewittchen? „Auch Kinder essen gerne mal etwas anderes als Fischstäbchen“, weiß Claudia Roos. Doch ihr Vorschlag, schlicht kleinere Portionen der anderen Gerichte anzubieten, traf auf wenig Interesse. „Nur ein Restaurant konnte sich das vorstellen.“
Das war 2010. Im selben Jahr entwickelte Claudia Roos in Absprache mit dem Kuratorium des Bündnisses und der Mülheimer Kreisgruppe des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) einen Fragebogen, in dem u.a. diese Aspekte abgefragt wurden. Von der Dehoga wurden sie verschickt, der Rücklauf war mau. Dabei, betont Roos, wolle man nicht gegen die Gastronomen arbeiten, sondern mit ihnen, wolle nicht kritisieren, sondern schlicht die Ist-Situation abbilden. Deshalb werden auf der Internetseite www.familie-in-muelheim.de alle ausgefüllten Fragebögen abgedruckt – aktuell sind es elf.
Jörg Thon, Vorsitzender des Mülheimer Dehoga-Kreisverbandes, erinnert sich an diese Aktion und die Diskussion. Dabei ist das für ihn „völlig überflüssig“. Seiner Einschätzung nach sind Mülheimer Restaurants durchweg kinderfreundlich. Schließlich seien das die Kunden von morgen: „Meiner Erfahrung nach bestimmen oft die Kinder, wo’s hingeht.“ Zudem öffneten sich viele Restaurants, machten Angebote für Kinder.
Fragebogen ausfüllen
In seinem waren beispielsweise erst kürzlich Elfjährige zu Besuch, die in die Küche ebenso wie in den Service schnuppern durften. Alles andere sei selbstverständlich: Dass die Bedienung Kinder so positioniert, dass sie das Restaurant im Blick haben, dass sie zuerst etwas zu malen und zu trinken bekommen, dass sie bei der Bestellung bevorzugt werden. „Darüber“, findet Thon, „muss man gar nicht mehr sprechen.“
Claudia Roos will das dennoch tun, obwohl sie zugibt: „Es gibt Themen, die fallen leichter.“ Sie will dran bleiben und lädt alle Mülheimer ein, für Restaurants, die sie besonders gut oder schlecht finden, einen Fragebogen auszufüllen. Er kann bei ihr (455-9983) angefordert werden. Letztlich, gibt sie aber Jörg Thon recht: Auch ohne Spielecke kann ein Restaurant kinderfreundlich sein: „Manchmal hilft schon eine freundliche Bedienung.“