Mülheim. .
26 Jahre nach der Katastrophe in Tschernobyl und 20 Jahre nach Gründung des Vereins ist die Mülheimer Tschernobyl-Initiative so aktiv und lebendig wie eh und je.
„Wir haben mit rein humanitärer Hilfe und Päckchen packen begonnen, den Kinderaustausch organisiert und viele Projekte vor Ort angeregt“, erinnert sich die Gründerin und erste Vorsitzende Dagmar van Emmerich. Sie freut sich, dass die Weißrussen den deutschen Freunden heute auf Augenhöhe begegnen und Unterstützung selbstbewusst annehmen.
Die engagierten Ehrenamtler haben Projekte wie das Waisenhaus und das Behindertenzentrum auf den Weg gebracht und dafür gesorgt, dass sich die Lebensverhältnisse der Behinderten und Waisen in der von der Atomkatastrophe betroffenen Region enorm verbessert haben.
Internationales Jugend- und Kulturcamp
Jetzt veranstaltet die Initiative zu ihrem Jubiläum und zur Erinnerung an die schrecklichen Folgen des Erdbebens in Fukushima ein Internationales Jugend- und Kulturcamp.
Die Tanzpädagogin Ulla Weltike berichtet von ihrem Aufenthalt in Belarus im Rahmen des internationalen Jugendkulturprojektes „Interfaces“ im vergangenen Jahr, von ihrer beeindruckenden Tanztheater-Arbeit mit den Jugendlichen und sagt nachdenklich: „Die Welt heute ist immer noch so verrückt wie vor 26 Jahren, wir werden immer noch überrollt von schrecklichen Ereignissen.“
Ulla Weltike, die seit 34 Jahren in Mülheim lebt, hat in Zhodino im letzten Jahr mit großem Erfolg „Carmina Burana“ von Carl Orff aufgeführt. Trotz der schwierigen Lebensverhältnisse in dem kleinen Land war sie begeistert von der Hoffnung und der Lebensfreude der Menschen und zitiert junge Weißrussen, die ihr nach der Tanzerfahrung in ihrer Gruppe mitteilten: „Ich bin freier und emanzipierter geworden.“ und „Ich fühle eine riesige Kraft“.
Sich über den Körper ausdrücken
So entstand die Idee, die Aufführung in Mülheim zu wiederholen. „Carmina Burana beinhaltet das ganze Leben und hat einen verbindenden Charakter. Deshalb eignet sich dieses Stück wunderbar für ein solches Projekt und ermöglicht den jungen Tänzern, sich über ihren Körper auszudrücken und zu verstehen“, erläutert Weltike.
Am Mittwoch, 16. April, reisen nun 50 junge Tänzer aus Belarus an, die mit 30 deutschen Tänzern unter Leitung der Tanzpädagogin am 26. April in der Stadthalle die Tanztheater Produktion „Carmina Burana“ nach der Musik von Orff aufführen. Wie immer werden die Jugendlichen in 42 Gastfamilien unterkommen, ihre Betreuer wohnen im Naturfreundehaus.
Engagement der Gastfamilien
Elf Familien haben sich bereit erklärt, die Jugendlichen zu Hause aufzunehmen. „Dieses Projekt wäre ohne das Engagement der Gastfamilien nicht möglich gewesen, denn die jungen Tänzer werden nicht nur versorgt, sondern auch zu ihren Terminen gefahren und abgeholt“, betont Norbert Flör.
Die rund 40.000 Euro hohen Kosten des Programms wurden durch private Spenden, staatliche Programme, Stiftungen und den Gewinn des Tschernobyl-Trödelladens in der Bachstraße aufgebracht.
„Wir erleben viele positive Auswirkungen unserer Arbeit und sehen, dass die Kinder zur Erholung gerne nach Mülheim kommen, aber auch gerne wieder in ihre geliebte Heimat zurückkehren“, betont Dagmar van Emmerich.
Infos und Karten:
Am Donnerstag, 26. April, findet der Geburtstagsempfang mit der anschließenden Tanztheater-Aufführung „Carmina Burana“ in der Stadthalle statt. Es tanzen 50 Tänzer im Alter von 12 bis 23 Jahren aus Belarus und 30 junge Tänzer aus dem Ruhrgebiet. Karten gibt’s im Vorverkauf und an der AK für 15 Euro bzw. für 10 Euro (ermäßigt). Mehr Informationen unter www.tschernobyl-kinder.info