Mülheim. Warum der Dümptener Bauernhof in der Beeck für seine Freilandhühner einen mobilen Hühnerstall angeschafft hat

Mal ehrlich. Ostern ohne Eier? Das wäre doch wie Weihnachten ohne Christstollen. Aber woher kommen unsere Eier, bevor sie auf unserem Frühstückstisch landen oder bunt angemalt zu Ostern im Grünen versteckt werden? Dioxin-Eier, Vogelgrippe und die inzwischen in der Europäischen Union verbotenen Legebatterien spuken durch den Kopf und dämpfen die österliche Vorfreude aufs Ei.

„Die Verbraucher sind durch viele Lebensmittelskandale verunsichert. Sie wollen wissen, wo ihre Eier herkommen. Und hier können sie genau sehen, wo sie herkommen“, erklärt die Dümptener Landwirtin Christiane in der Beeck, warum sie ihr 2500 Quadratmeter großes Blumenfeld zwischen Bonnemann- und Oberheidstraße im Drei-Städte-Eck zwischen Mülheim, Essen und Oberhausen für 225 Freilandhühner frei gemacht hat.

„Viele Familien, die mit ihren Kindern am Wochenende hier her kommen, staunen und machen sogar Fotos“, schildert die 30-jährige Landfrau aus dem Mülheimer Norden die Reaktion auf die neueste Errungenschaft ihres Hofes, den sie, samt Hofladen, vor sechs Jahren von ihren Eltern übernahm und heute zusammen mit ihrem Ehemann Andreas Bolten betreibt.

An diesem Vormittag macht in der Beecks zehnjährige Nichte Lotte Fotos und beobachtet gespannt die Wettrennen, die sich die Hühner auf dem eingezäunten Feld liefern. Ihr Ziel ist der Hühnerstall, den sich das Ehepaar in der Beeck gerade angeschafft hat. „Dafür kaufen sich andere Leute einen Mittelklassewagen“, deutet sie die Höhe der Investition an. Der Hühnerstall ist aber auch nicht irgend ein Stall. Er ist mobil und wird alle zehn bis 14 Tage mit der Zugkraft eines Traktors auf dem Feld versetzt.

„Hühner haben die Angewohnheit immer in der Nähe ihres Stalls zu bleiben. Das führt bei einem stationären Stall schnell dazu, dass sie dessen Umfeld verkoten und mit der Zahl der Bakterien auch die hygienischen und gesundheitlichen Risiken zunehmen. Deshalb haben wir einen mobilen Hühnerstall gekauft. Denn wenn das Huhn sich nicht vom Stall wegbewegen will, muss sich eben der Stall bewegen“, erklärt in der Beeck den Sinn des mobilen Stalls.

Mit Photovoltaikanlage

Der Stall der aus zwei, jeweils etwa 40 Quadratmeter großen Etagen besteht, ist aber nicht nur beweglich. Er hat auf seinem Schrägdach auch eine Photovoltaikanlage, die ihn mit Strom versorgt. Damit wird nicht nur seine ausgeklügelte LED-Beleuchtung, sondern auch das Schließen und Öffnen seiner Türen gesteuert. Ab drei Uhr in der Frühe geht das Licht im Stall langsam an. Und ab 9 Uhr morgens haben die Hühner dann Ausgang.

Viel stärker als der Mensch orientieren sich Hühner an ihrem Biorhythmus und am Licht. In der Beeck nennt es den „Hühner-Navi.“ Wenn es dämmert, wissen die Hühner , dank ihres Navis, automatisch, dass es Zeit ist, in ihren Stall zurückzugehen. Die Beleuchtung ihres mobilen Eigenheimes, die per Zeitschaltuhr abends angeworfen wird, weist den Hühnern den Weg und hat auf sie eine magische Anziehungskraft.

Während die Hühner daheim im Erdgeschoss scharren, „weil das für sie wie Wellness ist“, wie in der Beeck betont, ist die obere Etage ihr Wohn- und Schlafraum. Hier picken sie ihr Getreidefutter und den Muschelkalk, der die Eischalen fest macht oder legen morgens in aller Herrgottsfrühe ihre Eier, in der Regel täglich eines. Als Ablage dient ihnen dafür eine mit Dinkelpelz ausgelegte Rinne. Der ist für die Hühner schön weich und kuschelig und lässt die schweren Eier leichter versinken.

So finden die Hühner ihre Eier nicht so schnell wieder und können ihre Schale auch nicht mit ihren Schnäbel anpicken. Und ehe sich das Huhn versieht, haben in der Beeck und ihre Helfer von außen die Legerinne geöffnet und die Eier herausgeholt. „Das ist wie eine Schatzsuche“, findet in der Beecks Nichte Lotte. Sie lebt in Berlin und macht mit ihren Geschwistern Karla (4), Justus (7) und Mutter Nicole „für eine Woche Landurlaub im Ruhrgebiet.“

Obwohl die rotbraun gefiederten Hybridhühner der in der Beecks von Natur aus sehr robust sind und natürlich auch alle gegen Bronchitis und Vogelgrippe geimpft worden sind, brauchen sie natürlich auch ihren geregelten Tagesablauf. Zu dem gehört auch der gesunde Nachtschlaf.

Den verbringen die 221 Hühner und vier Hähne, ganz ihrer Natur folgend, nicht liegend, sondern in Reih und Glied auf Holzschienen stehend. „Die Hähne beruhigen die Hühner und dienen ihnen als Frühwarnsystem bei möglichen Gefahren“, weiß die Dümptener Landwirtin zu berichten.

Und damit die Hühner auch gut einschlafen können, wird das Licht im Hühnerstall ab 20.15 Uhr auf Schlummermodus gedimmt, ehe es um 21.30 Uhr im mobilen Hühnerstall heißt: „Licht aus und gute Nacht.“