Mülheim. Die Stadt nimmt den dritten festen Blitzer in Betrieb. Die ersten beiden Starenkästen waren bislang ungeheuer erfolgreich

Mit einer dritten Blitzanlage möchte die Stadt einen weiteren Unfallschwerpunkt ausmerzen: Ab heute stellt ein Starenkasten auf Höhe der Aktienstraße 104 seinen Sucher auf Raser ein. Und davon, weiß der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Bernd Otto, waren im vergangenen Jahr einige unterwegs. Zumindest lassen die Zahlen darauf schließen: 215 Mal habe es auf der Aktienstraße bis Oktober letzten Jahres gekracht, dazu kommen „mehr als 50 schwere Unfälle mit Verletzten und sehr hohen Blechschäden“. Abhilfe soll also der dritte feste Blitzer schaffen.

Wie viele der Unfälle tatsächlich auf Raser zurückzuführen sind, kann der Ordnungsamtsmann zwar nicht sagen. Allerdings hat er eine andere Zahl sofort parat. Nämlich die Einnahmen, die sich über die festen Anlagen generieren lassen. Und diese Zahl fördert Gepfeffertes zutage: Allein von Juli letzten Jahres bis Januar dieses Jahres kamen über die Anlagen an der Weseler Straße und der Mannesmannallee Bußgelder in Höhe von mehr als 800 000 Euro zusammen.

Ein Ertrag, der dem stellvertretenden Amtschef in seinen kühnsten Träumen nicht eingefallen wäre: „Ich hätte noch nicht einmal mit einem Zehntel davon gerechnet“, sagt Bernd Otto, der bei solchen Ergebnissen einen ganz bestimmten Stadtkollegen im Gedächtnis hat: „Unser Kämmerer freut sich.“

Unfälle verringern, Geld einnehmen

2010 beschloss der Rat der Stadt nach einem Vorschlag der Verwaltung die Einrichtung von Blitzanlagen, um die Unfallzahlen zu verringern, aber auch, das sagte Bernd Otto gestern im Gespräch mit der NRZ, als „Maßnahme der Haushaltkonsolidierung“.
Die Polizei führt heute übrigens außerdem Geschwindigkeitskontrollen durch: Vorsicht auf der Bergstraße.

Sicherlich. Doch: Ein Schelm, wer böses dabei denkt. „Abzocken tun wir nicht“, sagt Bernd Otto ganz entschieden. An erster Stelle stehe die Sicherheit. Erst an zweiter Stelle komme das Geld. Und das ist angenehmerweise so hoch, dass sich auch die jeweiligen Anschaffungskosten von rund 60 000 Euro pro Anlage verschmerzen lassen. Allerdings zerstreut Otto den Gedanken, der bemerkenswerte Finanzstrom aus den Starenkästen könnte so anhalten. „An der Weseler Straße zum Beispiel sind wir im ersten Monat mit 143 000 Euro gestartet. Jetzt liegen wir monatlich noch bei 47 000 Euro.“

Mit der dritten festen Blitzanlage soll übrigens Schluss sein: Weitere seien nicht geplant, sagt Otto. Dafür denkt er gerade über die Anschaffung einer zweiten mobilen Anlage nach. Der Vorteil: der Überraschungseffekt. Auch wenn Bernd Otto das so nicht nennen möchte. Bei dem Einsatz des ersten Gerätes habe man mit Einnahmen in Höhe von 40 000 Euro gerechnet, „wenn man von nur einem Tag pro Monat ausgeht“, sagt Otto.

Allerdings habe man den Einsatz des mobilen Blitzers durch „Arbeitsverdichtungen“ der Mitarbeiter auf mehrere Tage in der Woche erhöhen können, so dass nunmehr keine 40 000 Euro im Jahr zu Buche stehen, sondern „zwischen 200 000 und 300 000 Euro“. Und das allein im letzten Jahr. Wie praktisch.

Der Überraschungseffekt war so hoch, dass die Kollegen in den ersten drei Monaten des noch jungen Jahres 2012 soviel Bußgelder eingenommen haben, wie ihre Vorgesetzten einst für ein gesamtes Jahr berechnet hatten. Bernd Otto schätzt den Betrag gar auf „rund 50 000 Euro“, gibt dabei allerdings auch die Witterungsbedingungen zu Bedenken. „Wir hatten einen schlechten Start.“