Mülheim. .
Der Bleifuß scheint an der Weseler Straße und Mannesmannallee aus der Mode zu kommen, seit die Stadt dort Starenkästen installiert hat. Zumindest hat es statistisch gesehen den Anschein: Die Blitzer hatten sich aufgrund etlicher Bußgelder schon in den ersten Monaten amortisiert, doch die Zahl der Raser ist seitdem rapide gesunken.
Für die beiden bekannten städtischen Unfallschwerpunkte ist das ein Erfolgsergebnis. Aber Zahlen können auch trügerisch sein: Zwar wurden im Dezember nur mehr halb so viele Fahrzeuge wie noch im Juli 2011 wegen zu hoher Geschwindigkeit geblitzt. Konkret waren es an der Weseler Straße 4866 Überschreitungen damals gegenüber 2418 im Dezember, sowie an der Mannesmannallee 4434 gegenüber 1327 Temposündern vor einem Monat.
Doch während vor dem Kameraauge die Boliden bummeln, geht’s dahinter nicht selten wieder ab wie Schmitz’ Katze. In einem Fünf-Tage-Test, den die Stadt im Oktober an der Mannesmannallee durchführte, hielt das Messgerät zweifelhafte Geschwindigkeitsrekorde von Autos fest, die aus Richtung der Autobahn in Richtung Fritz-Thyssen-Straße unterwegs waren.
Fragwürdige Spitzenwerte
In einem Fall schaffte es ein Raser wieder auf über 100 km/h zu beschleunigen – gerade mal zwei Leuchten vom Starenkasten entfernt. Immerhin: Drei Fahrzeuge erreichten Geschwindigkeiten von über 90 und 41 kamen auf über 80 Kilometer in der Stunde.
Doch auch jenseits solcher fragwürdigen Spitzenwerte, die häufig erst spät in der Nacht ermittelt wurden, zog das Tempo an: Über 1500 Autos fuhren zwischen 55 und 80 km/h, sobald sie den Starenkasten im Rückspiegel hatten. Immerhin blieb in dieser Messwoche der überwiegende Teil (8337 Fahrzeuge) unter 55 Kilometer in der Stunde.
Zahlen teilweise relativiert
Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Ordnungsamts, fühlt sich insgesamt in der Entscheidung für Blitzer an diesen Stellen bestätigt: „Es war allerhöchste Eisenbahn. Die Messungen zeigen, dass die Zahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen gesunken ist.“
Die positiven Zahlen relativiert er jedoch zum Teil: Zum einen ist der Starenkasten einmal zerstört worden und hatte deshalb eine Zeit lang nicht messen können. Zum anderen führen einige Autofahrer während der dunklen Jahreszeit langsamer, „ich bin gespannt“, so Otto, „auf die Ergebnisse im Frühjahr und Sommer“.
Strengere Kontrollen
Die hinter dem Starenkasten gemessenen Raser erklärt sich der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes hingegen so: Das Gerät sei vermutlich auf die Fahrbahn in die entgegengesetzte Richtung des Blitzers ausgerichtet gewesen. Wenn Autofahrer merkten, so Otto, dass der Starenkasten nicht in ihre Richtung blitzt oder abgeschaltet sei, geben sie Gas.
Doch so oder anders, man sollte nicht nur vor der Kamera das Tempolimit einhalten, rät Otto. Auch dahinter wollen Stadt und Polizei künftig strenger kontrollieren.