Mülheim. .

Dass die Schwimmbäder in der Stadt erhalten bleiben, ist Claudia Lichtenberger ein Anliegen. „Mehr Öffnungszeiten“ hält die 46-Jährige zudem für dringend nötig, weil sie aus eigener Erfahrung weiß, wie eng es ist. „Und ich denke, da bin ich nicht die Einzige.“ Wohl wahr. Lichtenberger betreibt Wassersport, wie viele. Zweimal in der Woche nimmt sie an Kursen im Friedrich-Wennmann-Bad teil, Aqua-Cycling und Aqua-Fitness, und stellt stets fest, „dass das Bad wahnsinnig frequentiert wird“. Oft zieht sie vorher oder nachher im Schwimmerbecken einige Bahnen. „Man muss im Zickzack schwimmen“, meint die Mutter von drei Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren. „Das macht keinen Spaß mehr. Und als Familie mit Kindern hat man in Mülheim keine Chance, ins Schwimmbad zu gehen.“ Erstens stünden nur das Friedrich-Wennmann-Bad und das Südbad allen zur Verfügung, zweitens seien die Öffnungszeiten „nicht gerade prickelnd“. Ob sich da nicht etwas ändern lasse . . .

Im Grunde geben alle, auch die Verantwortlichen bei der Stadt, der Leserin Recht: „Wir haben eindeutig zu wenig Wasserfläche“, bestätigt Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice (MSS). Sie kann auch genaue Zahlen liefern: Es sind 1346 m², wenn man bereits das Hallenbad Nord und das Rembergbad hinzurechnet.

Letzter Platz im NRW-Vergleich

In einer 2007 vom MSS durchgeführten Umfrage zum Verhältnis Wasserfläche pro tausend Einwohner hatte Mülheim mit 7,9 Quadratmetern den letzten Platz unter 16 NRW-Städten belegt, und „daran“, so Martina Ellerwald, dürfte sich seitdem auch nichts geändert haben“.

Die letzte große Umschichtung gab es 1998, als zum einen das Stadtbad geschlossen, zum anderen der „Parallelbetrieb“ abgeschafft wurde. Das heißt: Schulen und Öffentlichkeit teilen sich nicht mehr gleichzeitig die Bäder, sondern schwimmen zu unterschiedlichen Zeiten. Dies geschah aus wirtschaftlichen Gründen, wie Ellerwald erklärt: Bei reinem Schulbetrieb stellt der MSS nur noch die Hausaufsicht, man braucht keine Schwimmmeister an den Becken, denn dort wachen die Lehrer.

Hinzu kommen die Mülheimer Schwimmklubs, so dass sich drei große Gruppen die geringe Wasserfläche teilen müssen. In der Praxis führt dies zu teils zerstückelten Öffnungszeiten, die Freizeitschwimmer kennen sollten, wollen sie nicht mit der Sporttasche vor verschlossenen Türen stehen. Beispielsweise ist das Wennmann-Bad montags, dienstags und donnerstags zwischen 11 und 14 Uhr nicht öffentlich zugänglich.

Schwimmbad-Neubau liegt in der Ferne

Neueste Änderung ist das Frauenschwimmen im Südbad, jeden ersten Samstag im Monat von 8 bis 12.30 Uhr. „Wir hatten so etwas schon länger im Hallenbad Nord, in Form von Kursen“, so Martina Ellerwald, „konnten es aber nicht mehr anbieten, als das Wennmann-Bad geschlossen war.“ Seit Februar 2012 gibt es nun einen festen Termin der für weibliche Badegäste reserviert ist und „ganz gut angenommen wird“, so die MSS-Leiterin. „Wir testen das Frauenschwimmen jetzt, mindestens ein halbes Jahr lang.“

Aber im ganzjährigen Alltagsbetrieb führen solche Spezialangebote nicht weiter. Auch nicht der zunächst gesicherte Weiterbetrieb des Styrumer Naturbades – mit 3120 m² Wasserfläche das weitaus größte Mülheimer Bad.

Was auf politischer Ebene diskutiert wird, ist die Übernahme von Süd-, Nord- und Rembergbad durch die Vereine. Vorbilder gibt es in anderen Städten. Schwimmzeiten würden dann anders verteilt, es gibt auch die Überlegung, im Friedrich-Wennmann-Bad den Parallelbetrieb wieder einzuführen. „Ich hoffen, dass wir in diesem Jahr zu einer Entscheidung kommen und diese nächstes Jahr umsetzen können“, so Martina Ellerwald.

Vom Neubau eines Schul- und Vereinsschwimmbades links der Ruhr, mit 50-Meter-Bahnen und Lehrschwimmbecken, 9,5 Mio Euro teuer, so wie es vor knapp vier Jahren ein Bäderkonzept der Verwaltung vorsah, darf man derzeit wohl nur träumen.