Mülheim. Ein Privatmann, der das Haus vom MWB gekauft hatte, ist wieder abgesprungen. Der Grund: die hohen Sanierungskosten
Schmuckstück, Denkmal, Schandfleck, Abriss – diese Entwicklung zeichnet sich beim einst so prächtigen Wohnhaus an der Scheffelstraße 18 immer mehr ab. Sah es vor einiger Zeit noch so aus, dass die vom Architekten Franz Hagen entworfene Villa, in der einst der Direktor der Ruhrtaler Maschinenfabrik wohnte, vor dem totalen Zerfall gerettet werden könnte, besteht dafür nun kaum noch Hoffnung.
Ein Privatmann hatte das 1905 errichtete Gebäude dem Mülheimer Wohnungsbau (MWB) vor gut einem Jahr abgekauft, um es anschließend zu sanieren und damit wieder bewohnbar zu machen. Doch vor einigen Monaten trat er vom Kauf zurück. Der Grund: die enormen Sanierungskosten. „300.000 Euro bräuchte man schon. Das war doch mehr, als ich ursprünglich gedacht hatte“, meint der Freund historischer und erhaltenswerter Gebäude, der ungenannt bleiben möchte.
„Die Wirtschaftlichkeitist nicht darstellbar“
„Mit der Summe kommt man bei weitem nicht aus. Eine halbe Million Euro wären wohl erforderlich. Das ist aber eine Investition, die sich unter wirtschaftlichen Aspekten nicht darstellen lässt“, erklärt MWB-Geschäftsführer Jürgen Steinmetz gegenüber der NRZ. Das Gebäude gammelt also weiter vor sich hin, auch wenn besagter Käufer zwischenzeitlich ein paar Sicherungsarbeiten hat erledigen lassen. Einige Deckenbalken seien hier und da eingezogen worden, ein paar Spanplatten auch, so Steinmetz. Doch ungeschützt und ungeheizt wird die zweigeschossige Villa mit dem ausgebauten Dachboden weiter verfallen. Das ist sicher.
Ehemals Ruhrtaler Maschinenfabrik
Bis 2006 gehörte das Gelände der ehemaligen Ruhrtaler Maschinenfabrik – und damit auch die alte Villa – dem in Essen ansässigen Wohnungsunternehmen Gagfah. Es überließ das Gebäude dem Verfall, Feuchtigkeit konnte durch Dach und Wände eindringen, Schwamm und Schimmel breiteten sich aus.
Auf einem Teil der Fläche errichtete der MWB das Evangelische Wohnstiftung Dichterviertel, das 2009 eröffnete. Auf dem noch freien, 21 000 Quadratmeter großen Areal sollen 48 Einfamilienhäuser entstehen. Die Siedlung, so MWB-Geschäftsführer Jürgen Steinmetz, soll von Fahrzeugen frei bleiben, für die Autos gibt es eine Tiefgarage. Da sich dieses Vorhaben von den einstigen Plänen der Gagfah unterscheidet, ist ein neuer Bebauungsplan erforderlich, mit Auslegung der Pläne und einem Ratsbeschluss. Steinmetz schätzt, dass dies 12 bis 18 Monate dauert. „Sobald aber der Bebauungsplan rechtskräftig ist, werden wir zügig mit der Realisierung beginnen.“
Nachdem der Verkauf wieder rückabgewickelt worden war, hatten sich noch mal andere Interessenten das Objekt angeschaut. Für die Villa verlangt der Mülheimer Wohnungsbau nichts, für das rund 1000 Quadratmeter große Grundstück aber immerhin 200.000 Euro. Zu einem Vertragsabschluss kam es bislang nicht. „Im Prinzip ist es ja auch eine Ruine“, sagt Steinmetz und ergänzt: „Wir werden wohl mal einen Antrag auf Abriss stellen.“
Seit 1988 unterDenkmalschutz
Das Haus steht allerdings unter Denkmalschutz. Erich Bocklenberg von der unteren Denkmalschutzbehörde würde diesen Antrag ablehnen. „Der Eigentümer muss detailliert nachweisen, dass eine Sanierung wirtschaftlich nicht zumutbar ist.“ Es sei auch zu berücksichtigen, dass bei so einem Objekt Steuervergünstigungen geltend gemacht werden können. Sollte sich eine Sanierung dennoch nicht rechnen und sich auch kein Dritter finden, der das Haus kauft, müsste MWB es zunächst der öffentlichen Hand anbieten. Lehnt die ab, kann der Abriss erfolgen.
Im Gegensatz zum MWB ist Bocklenberg noch optimistisch, dass sich eine Lösung findet. „Es gibt vergleichbare Objekte, für die sich ein finanzstarker Investor fand.“