Mülheim.
Brötchentaste abschaffen, Parkgebühren erhöhen oder die kostenpflichtige Parkzeit sogar verlängern? Um das schlaffe Stadtsäckel zu füllen, kursieren in der Verwaltung viele Ideen. WAZ-Leser Horst Frehmann bringt hingegen einen ganz anderen Gedanken in die Debatte ein: „Wer ernten will, muss erst einmal säen“, sagt er.
Mehr Stadteinnahmen durch einen höheren Umsatz in den Geschäften statt durch Parkgebühren, so die alternative Rechnung des Mülheimer Bürgers. Nur bis maximal 16 Uhr soll die Kommune Gebühren für das Parken erheben, zudem soll dies günstiger werden: 50 Cent pro Stunde – die Hälfte – sei angemessen. Als Beispiel führt der Styrumer die Oberhausener Innenstadt an, wo solche Verhältnisse herrschen. „Wenn ich am späten Nachmittag noch einkaufen will, dann fahre ich derzeit lieber an die Markt- statt an die Schloßstraße.“
Gebühren als Schutz für die Händler
Mit seiner Anregung steht Frehmann nicht allein da, auch die Händler der Mülheimer Innenstadt sind davon überzeugt: Ohne eine Überarbeitung der kostenpflichtigen Parkplätze werden die Geschäfte der City weiter Kunden an das Rhein-Ruhr Zentrum und Centro verlieren.
Doch steht das günstigere Oberhausen wirklich besser da? Skepsis gegenüber der Händler-Forderung kommt ausgerechnet aus der so gelobten Nachbarstadt: „Kostenfreie Parkplätze sind immer nur ein zusätzliches Argument“, glaubt Oberhausens City-Manager Franz Muckel. Für die Kunden sei hingegen viel entscheidender, dass Parkplätze nah am Geschäft liegen und das Angebot stimmt, „dann bezahlen sie sogar 10 Euro Parkgebühren, um auf der Kö shoppen zu gehen“.
Der City-Manager hält Gebühren sogar für einen Schutz für die Händler, denn sonst würden auf den freien Plätzen die Angestellten der Innenstadtgeschäfte parken – der Effekt für die Kundschaft wäre gleich null.
Beschwerden-Ansturm
Was jedoch passiert, wenn nahe Parkplätze plötzlich kostenpflichtig werden, konnte die VHS feststellen: Seit über einem Jahr muss man auf dem Platz an der Bergstraße zahlen. „Es gab einen Ansturm von Beschwerden“, sagt VHS-Direktor Günter Wrede, der Förderverein legte der Stadt eine lange Unterschriften-Liste vor. Inzwischen haben die VHS-Besucher einen Ausweg gefunden: Sie parken am Ringlokschuppen, einen Rückgang an VHS-Nutzern habe es laut Wrede deswegen nicht gegeben. Eine Ideallösung sei diese dennoch nicht, so der Direktor, denn einige Besucher fühlten sich abends im dunklen Müga-Park nicht sicher.
Ein Verzicht auf die Einnahme hier wie auch in der Innenstadt scheint nicht in Sicht: „Die Stadt braucht jeden Cent“, sagt Klaus Dieter Kerlisch, Leiter des Mülheimer Tiefbauamtes. Etwa 200 000 Euro gingen der Stadt im Jahr verloren, wenn sie Parkgebühren nur bis 16 Uhr verlangte. Dass die Ausfälle durch höheren Umsatz der Händler aufgefangen werden könnten, sei „reine Theorie“, hält Kerlisch den Branchenmix in der Stadt für entscheidender. „Warum aber“, fragt er, „erstatten die Händler ihren Kunden nicht einen Teil der Parkgebühren?“