„Golf ist ein Sport für alte Leute.“ Nein! Muss nicht sein. Ist auch nicht so beim Golfclub Mülheim an der Ruhr in Selbeck. Seit 1997 schreibt der Club die Nachwuchsförderung groß. Ein Besuch beim Training.
Am windigen Mittwochnachmittag stehen die kleinen Nachwuchsgolfer auf dem Putting-Green. Trotz des nicht so guten Wetters sind immerhin zwölf der 16 Kinder gekommen, die acht und neun Jahre alt sind. Trainer Stefan Horlacher bittet zum „Silber-Test“. Den brauchen die Kinder, um später ohne Trainer auf den Golfplatz gehen zu dürfen. Es ist wie beim Führerschein: Ohne theoretische Vorkenntnisse keine praktische Prüfung. Horlacher fragt ab: „Aus wie viel Metern Entfernung muss geputtet werden?“ Wer dies und anderes weiß, darf zum Schläger greifen.
Den Silber-Test bestehen
Los geht’s. Florentin (9) absolviert den Chipp-Test. Dabei muss er den Ball mit einer Pendelbewegung auf das Grün spielen, die nur über Schultern und Arme läuft (Bloß nicht die Hüfte schwingen, wir sind ja nicht beim Hula-Hoop). Fünf Versuche, vier Treffer. Macht acht von zehn Punkten. Nicht schlecht! Beim anschließenden Putt-Test geht der Neunjährige leer aus. Er bringt keinen Ball ins Loch. Nicht mal in die Nähe schafft er es, dafür hätt’s auch Punkte gegeben. „Da kann aber noch was verbessert werden“, kommentiert Trainer Horlacher. Der nächste bitte! Florentin kann jetzt abseits noch mal sein Spiel überarbeiten. Das Ziel steht: den Silber-Test bestehen!
Die meisten Kinder der Trainingsgruppe kamen über eine Sichtung zum Golf. Seit 1997 pflegt der Golfclub hierfür eine Partnerschaft mit der Grundschule am Oemberg und der Dorfschule Selbeck. Immer im April und Mai sind Sichtungstermine für die 2. Klassen. 120 bis 140 Siebenjährige greifen dann zum Golfschläger. 40 Talente bekommen die Chance zur zweiten Sichtung. Am Ende bleiben etwa zwölf Kinder übrig, die regelmäßiges Training bekommen. „Wie sich die Kinder entwickeln“, sagt Jugendwartin Klaudia Müller, „hängt ganz von ihnen ab.“ Das ist ein wichtiger Aspekt, denn die Kinder sollen sich nicht zum Golfspielen gezwungen sehen. Sie sollen selber wissen, wie viel sie machen sollen und vor allem wie viel sie selbst wollen.
Gastmitgliedschaft ist kostenlos
„Nach einem Jahr kostenlosem Training, werden die Kinder automatisch Gastmitglied im Club“, erklärt Jugendwartin Klaudia Müller. Die Gastmitgliedschaft ist kostenlos. Die gibt es ... Mal im Club.
Neben den gesichteten Kindern gibt es natürlich Quereinsteiger, die über Familie oder Freunde zum Golfen gekommen sind.
Warum überhaupt Golfen? Jan-Niklas (8) hat den „Silber-Test“, die erste große Herausforderung der anderen Kinder, schon im privaten Urlaub bestanden, bevor er über die Familie in den Club kam. „Eigentlich wollte ich Fußball spielen, aber ich durfte nicht.“ Er klingt leicht enttäuscht, sagt aber: „Golf finde ich trotzdem gut“. Marco (8) spielt neben Golf noch Fußball und Badminton. Golf aber, sagt er, „ist eigentlich am Besten“.
Golfplatz wird erweitert
Der Golfclub Mülheim an der Ruhr hat in dieser Woche grünes Licht bekommen für die Erweiterung seiner 18-Loch-Anlage in Selbeck um weitere neun Löcher. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Stadtrat am Donnerstag.
Der Golfclub will für die Dauer von 30 Jahren von einem Landwirt sechs Hektar Land nördlich der bestehenden Golfplatzes pachten, um dort ein weiteres Areal mit neun Löchern für seine rund 800 Mitglieder und 100 Jugendlichen (Stand Mai 2011) zu modellieren.
Die neue Anlage soll mit Kurzbahnen ausgestattet werden, um älteren Golfern sowie Mitgliedern und Jugendlichen gerecht zu werden, die nicht so viel Zeit haben, um den 78 Hektar großen Platz zu bespielen, der 1992 eröffnet worden war. Der Golfclub rechnet hierfür mit einer Investitionssumme im sechsstelligen Euro-Bereich.
Der Golfclub hatte früh im Verfahren um den vorhabenbezogenen Bebauungsplan zugesichert, dass sämtliche öffentliche Wege weiter nutzbar sein sollen, ein Reitweg werde komplett neu angelegt. Die neuen Kurzbahnen sollen so angelegt werden, dass die Löcher nicht in Richtung Wege oder Anwohnergrundstücke angespielt werden. Dies war ein wesentlicher Einwand von Nachbarn, die Bedenken geäußert hatten, dass ihnen Golfbälle um die Ohren fliegen. Golfclub-Präsident Dr. Heinz Riedel hatte zugesagt, ähnlich hohe Standards im Landschaftsschutz anzusetzen wie auf dem bestehenden Golfplatz-Areal. Der Baubeginn ist geplant für Herbst dieses Jahres.
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