Mülheim. .

Ende April werkeln Mädchen am Girls Day wieder an Werkbänken, um in den Arbeitsalltag typisch männlicher Berufe zu schnuppern. Eigentlich war auch immer eine Delegation Schülerinnen im Max-Planck-Institut (MPI) für Bioanorganische Chemie vertreten. „Doch in diesem Jahr kam bisher keine einzige Anmeldung aus Mülheimer Schulen“, beklagt Dr. Werner Klotzbücher, MPI-Sprecher. „Zu uns kommen Schülerinnen aus dem gesamten Ruhrgebiet, sogar vom Niederrhein.“ Bisher haben sich 35 Mädchen auf 75 Plätze beworben – alle aus anderen Städten. Werner Klotzbücher zeigt sich verwundert: „Dabei gehen wir regelmäßig in die Schulen zu Berufsorientierungstagen, halten Vorträge und informieren über unsere Arbeit.“ Woran liegt’s?

„Wir haben erst gestern die Einladung des MPI erhalten“, sagt Wolfgang Dahmen, Schulleiter der Realschule Broich. Und meint: „Eigentlich sind wir jedes Jahr im MPI vertreten – unsere Schülerinnen machen häufig dort Praktika.“ Auch in diesem Jahr soll es so sein. Mangelndes Interesse würde er seinen Schülerinnen nicht unterstellen. Das Angebot des Instituts werde seit Jahren gerne genutzt. Auch wenn sich am Girls Day nur etwa zwölf Schülerinnen beteiligen. „Das läuft nach dem Freiwilligkeitsprinzip.“

Verzögerung auf dem Postweg

Auch in der Otto-Pankok-Schule beteiligen sich am Girls Day nur etwa zehn bis zwölf Mädchen. „Viele sind eher an Biologie, Pharmazie oder Mathematik, als an Technik interessiert“, weiß Schulleiter Ulrich Stockem. Auch hier habe die Mitteilung des MPI erst vor wenigen Tagen im Postfach gelegen. Stockem hat eine mögliche Erklärung: „Da muss es eine Verzögerung auf dem Postweg gegeben haben.“ Vielleicht reagierten die Mülheimer Schulen daher verspätet. Schließlich sei die Zusammenarbeit mit dem Institut sehr wichtig und ein Angebot, das gerne angenommen und gefördert werde.

Werner Andorfer, Leiter der Karl-Ziegler-Schule, lobt ebenfalls die gute Kooperation mit dem MPI. Hier hat ein Krankenstand die Anmeldungen verzögert. „Wir arbeiten intensiv zusammen – genau wie mit anderen Mülheimer Betrieben.“ Auch an dieser Schule beteiligen sich am Girls Day etwa zehn Schülerinnen, in den vergangenen Jahren ging die Beteiligung stetig zurück. „Es ist weniger geworden, aber nicht komplett eingebrochen.“ Werner Andorfer hat dafür seine eigene Theorie: „Vielleicht sind die Mädchen heute selbstbewusster und brauchen keinen Schnuppertag, um einen naturwissenschaftlichen Beruf kennen zu lernen – sie ergreifen ihn einfach.“