Mülheim. .

Sie sind nicht allein unter Männern, sie sind schon zu dritt: Miriam Primbs, Ellen Roemer und Angela Knauer verstärken ab diesem Wintersemester als erste weibliche Lehrkräfte das nun 20-köpfige Professorenteam der Hochschule Ruhr West (HRW).

Die HRW wächst weiter und richtet sich gerade im Siemens-Technopark an der Mellinghofer Straße ein. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Marketingexpertin Prof. Dr. Ellen Roemer gehört wie die Wirtschaftsjuristin und Rechtsanwältin Prof. Dr. Angela Knauer zum Wirtschaftsinstitut, das inzwischen fünf Lehrende hat. Die Mathematikerin Prof. Dr. Miriam Primbs baut das soeben gegründete Institut Naturwissenschaften der HRW mit auf.

Da die HRW nicht mit Fakultäten, sondern mit fachübergreifenden Instituten arbeitet, werden viele Studierende erstmals auch Professorinnen in der Lehre erleben. Wie es läuft? „Es läuft sehr gut,“ sagt Prof. Roemer. „Die Männer haben mehr Respekt als die jungen Frauen, die gerne auch mal schwatzen“, schmunzelt Prof. Knauer.

Das dritte Semester hat begonnen, in den fünf Studiengängen der HRW, die auf die MINT-Fächer (Mathematik Informatik, Naturwissenschaften, Technik) ausgerichtet ist, studieren 314 junge Leute, darunter 44 Frauen. Es dürften gerne mehr sein, sind sich die Professorinnen einig. Der Anteil der Studentinnen der Betriebswirtschaftslehre ist erfahrungsgemäß etwas höher als in den rein technischen Fächern, so Prof. Roemer: „BWL zieht eher junge Frauen an. Viele haben vorher schon den Beruf der Bürokauffrau erlernt.“ Aber es wird auch eine technische Vertiefung angeboten, Management und Markt mit Themen der Technologie verbunden.

Mehrere Jahre Praxiserfahrung

Die Professorinnen haben, wie ihre männlichen Kollegen, nach Tätigkeiten in Forschung und Lehre mehrere Jahre Praxiserfahrung. Prof. Primbs war Programmentwicklerin, Prof. Roemer Unternehmensberaterin und Prof. Knauer mehrere Jahre in einer bundesweit agierenden Kanzlei tätig. Als Rollenmodell dürften viele Studierende ihre ProfessorInnen betrachten. Ellen Roemer sieht eine Vorbildrolle für junge Frauen als besonders wichtig an. Aber früher ansetzen müsste das, da sind sich die Professorinnen einig, nicht erst bei der Entscheidung für ein Studium. „Schon in den Kindergärten und Grundschulen müssten mehr Männer als Vorbilder ran,“ meint Roemer.

Auch die drei Professorinnen werden sich an Projekten in Schulen beteiligen, der „Girl’s Day“ am 22. April hat schon einen festen Platz im Kalender. „Wir werden auch in die Schulen gehen und dort unsere Studiengänge vorstellen“, sagt Prof. Knauer.

Warum gibt es eigentlich so wenige Mädchen in technischen Studiengängen? Eine Art Prägung vermutet Prof. Primbs: „In den klassischen MINT-Fächern gibt es nur wenige weibliche Vorbilder.“ In der Berufswahl zeige sich immer noch ein bestimmtes Rollenbild. „Wir Deutschen sind da sehr konservativ“, hat Miriam Primbs beobachtet, die auch im Ausland gearbeitet hat. In Italien oder auch Frankreich, so ihre Erfahrung, sei die Frauenquote, etwa bei den Ingenieuren, deutlich höher. Mädchen, weiß sie aus Gesprächen mit Schülerinnen, machten sich schon so ihre Gedanken über einen Beruf, mit dem man Familie haben und mit dem man auch, wenn es denn sein müsse, allein eine Familie ernähren könne. Wo willst du einmal stehen, was ist dein Ziel – das seien Fragen, die sich Mädchen bei der Berufswahl stellen müssten, ist sie überzeugt.

Firmen seien durchaus aufgeschlossen, wollten ihren Frauenanteil erhöhen. „Es gibt“, sagte Roemer, „gute Chancen für Frauen, wenn sie gut sind“ – und verweist auf den Fachkräftemangel in den technisch-naturwissenschaftlichen Berufen. Von den Anforderungen sollten sich junge Frauen nicht abschrecken lassen. Hartes Arbeiten, Fleiß im Studium lohne sich, wenn man wisse: „Ich werde später einen Beruf haben, den ich mein Leben lang ausüben kann“, betont Prof. Miriam Primbs.