Mülheim. Wenn der Girls’ Day am 14. April ausgerufen wird, findet zeitgleich der erste Boys’ Day statt. In Mülheim beteiligen sich dabei wenige. Zwei Schulen sind deshalb eigene Wege gegangen, damit auch Jungen typisch weibliche Berufe kennen lernen können.

Für den 14. April, wenn der Girls’ Day läuft, wurde gleichzeitig der erste bundesweite Boys’ Day ausgerufen. Auf dessen „Aktionslandkarte“ finden sich gerade mal zwei Einträge in Mülheim/Ruhr. Inoffiziell aber tut sich mehr.

Obwohl also der hiesige „Arbeitskreis Jungenarbeit“ keinen eigenen Boys’ Day auf die Beine stellen kann, haben sich Partner für diesen einen Tag über die deutschlandweite Plattform oder schlicht durch persönliche Kontakte gefunden. Über die Website www.boys-day.de können Angebote gemeldet werden. Dies haben bislang allerdings erst zwei Akteure aus der Stadt getan: die Siemens AG, die 36 Plätze bereitstellt, und das Evangelische Krankenhaus.

Pflegeberufe sollen für Jungen attraktiver werden

Das EKM kündigt eine Aktion unter dem Schlagwort „Mann pflegt!“ an. 20 Jungs nehmen teil, sie kommen u.a. von der Otto-Pankok-Schule und der Gesamtschule Saarn. Am 14. April sollen sie einen Tag lang aus eigener Anschauung erfahren, was ein Krankenpfleger so alles zu tun hat. „Wir wollen Pflegeberufe für Jungen attraktiver machen“, sagt eine Klinik-Sprecherin.

Derweil schauen sich 36 andere Jungen in der Lehrwerkstatt der Firma Siemens um, wo auch Praxisübungen durchgeführt werden sollen. Siemens bietet den Girls und Boys im Prinzip das gleiche Programm an, sie ziehen aber in getrennten Gruppen los.

Stadtverwaltung bietet nur für Mädchen Aktionen an

Die Mülheimer Stadtverwaltung nimmt zwar mit einigen Dienststellen aktiv am Girls’ Day teil, am Boys’ Day jedoch nicht. Für die Gleichstellungsstelle sagt Sekine Günes: „Das gehört nicht zu unserem gesetzlichen Aufgabenbereich.“ Gleichwohl ist sie auf dem Laufenden und verfolgt die Planungen für den Jungen-Aktionstag mit Interesse. „Viele Angebote werden selbst organisiert“, meint Günes, „und tauchen auf der Seite www.boys-day.de überhaupt nicht auf.“ Eine Vorreiterrolle spiele die Otto-Pankok-Schule: Hier hätten sich sämtliche Mädchen aus der achten Klasse zum Girls’ Day und gleichzeitig alle Jungen zum Boys’ Day angemeldet.

Lehrer Ralf Schütz, am OP zuständig für Berufsorientierung, bestätigt das. Das Gymnasium wirkt erstmals beim Aktionstag mit, und zwar bezogen auf beide Geschlechter. „Die Jungen sollen klassische Frauenberufe kennenlernen“, erklärt Schütz. „Erzieherin bzw. Kinderpflegerin oder Pflege im Krankenhaus. Also haben wir bei allen Kitas angerufen und sind massiv unterstützt worden.“ Ergebnis: Alle 40 Jungen aus Klasse acht werden am Donnerstag unterwegs sein. Im Unterricht soll das Thema „Berufsrollen“ vor- und nachbereitet werden.

Aktionstag für Schüler ohne Hospitationsplatz

Auch die Gesamtschule Saarn steigt ein: Viele Achtklässler haben sich selber Hospitationsplätze besorgt, auch hier meist in der Klinik oder im Kindergarten. Für alle, die leer ausgingen, legt die Schule einen internen Aktionstag auf, die Fäden laufen bei Elisabeth Richards zusammen: „Es gibt verschiedene Themenbereiche“, erläutert die Lehrerin. „Berufsinformation, Rollen- und Sozialverhalten. Außerdem sollen die Jungen einen Haushaltsparcours durchlaufen, mit praktischen Übungen: Fensterputzen und Knopf annähen.“ Das sei kein Gag, sondern ernst gemeint. Wie das Angebot ankommt, da ist sie selber gespannt.