Mülheim. . Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld zeigte 30 WAZ-Lesern ihren frisch sanierten Amtssitz. Das Interesse an der Führung war so überwältigend, dass Wiederholungen geplant sind.
Als Mülheim im Jahr 1908 zur Großstadt erklärt wurde, entschloss sich der Rat, ein repräsentativ würdiges Gebäude errichten zu lassen. 30 WAZ-Leser, die bei der exklusiven Führung das renovierte Rathaus in Augenschein nehmen durften, konnten genau diesen Eindruck mit nach Hause nehmen. Die umfangreiche Sanierung und Modernisierung hat die historische Bausubstanz erhalten. Das ganze Haus, seine Büros und Sitzungssäle, wurden mit modernster Technik ausgestattet und entsprechen somit zeitgemäßen Arbeitsplatz-Anforderungen.
Pünktlich um 16 Uhr ging es am vergangenen Freitag mit einer Begrüßung durch Pressesprecher Volker Wiebels und Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld los. Volker Wiebels, der den Rundgang mit Anekdoten und Fakten kurzweilig gestaltete, verriet, dass seine Chefin nun jeden Morgen mit strahlendem Lächeln zur Arbeit käme, zufrieden mit dem Ergebnis der Runderneuerung ihres Hauses.
Rathaus zählte einst zu den Schönsten
So betonte Dagmar Mühlenfeld, dass das Rathaus aus dem Jahr 1915 zu den schönsten in Deutschland zähle und sie sehr froh sei, dass in Mülheim nicht, wie in vielen anderen Revierstädten, der Fehler gemacht wurde, in die Jahre gekommene Rathäuser einfach abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Die Führung sollte auch den Bürgerinnen und Bürgern zu zeigen, „wo das ganze Geld geblieben ist“, so Wiebels.
Die Leiterin des Standesamtes, Elisabeth Condipodaro Marchetta, präsentierte den Gästen das auf Hochglanz gebrachte Trauzimmer. Einige Besucher erinnerten sich noch an ihre Eheschließungen in dem ehrwürdigen Raum.
Auf Nachfrage konnte die Standesbeamtin berichten, dass in ihrer zehnjährigen Amtszeit niemand auf die Frage nach dem Heiratswunsch mit „Nein“ geantwortet habe. Allerdings sei es schon vorgekommen, dass zwar die Hochzeitsgesellschaft, aber nicht das Brautpaar erschienen sei. Rund 900 Trauungen werden jährlich von dem achtköpfigen Team in Mülheim vorgenommen, davon 500 bis 600 im Trausaal, der Rest an Außenstandorten wie im Aquarius Wasserturm, auf einem der Schiffe der Weißen Flotte, im Schloss Broich oder der Residenz Uhlenhorst.
Rathausführung
Bei der weiteren Begehung des Hauses begeisterten die nun mit hellem Bodenbelag ausgelegten breiten Flure sowie die künstlerischen und architektonischen Details an Türumrandungen, Decken und Wänden. Ein gutes Beleuchtungskonzept macht diese Schönheiten wieder gut sichtbar. Ein leichter Geruch nach frischer Farbe lag noch in der Luft.
Nach einem kurzen Blick in den kleinen Sitzungssaal C 111 durfte auch die letzte „Baustelle Ratssaal“ betreten werden, die im Mai ihrem Zweck übergeben wird. Die Besuchertribünen und die Presse- und Referentenlogen, auch „Muppet-Show“ genannt, wie Volker Wiebels bemerkte, bleiben erhalten. Weiter ging es in die dreistöckige Rathausbücherei, ein Schmuckstück im Stil der 50er Jahre, in dem künftig vermehrt repräsentative Veranstaltungen stattfinden.
Im großen Sitzungssaal, in dem fast alle Ausschüsse tagen, erinnerte sich der Besucher Willi Steeger an unzählige Sitzungen. Nun ist der Raum runderneuert, mit weißen Rollos vor den Fenstern, rehbraunem Alcantara-Schallschutz an den Wänden und bequemen Stühlen. Der historische Gobelin befindet sich noch in der Reinigung. „Vorher war wirklich alles schlecht an diesem Raum, jetzt ist alles gut“, hofft die Oberbürgermeisterin. Durchzug, schlechte Akustik, nasse Decken und rissige Vorhänge gehören jetzt der Vergangenheit an.
Barrierefreie Eingänge
Der schicke gläserne Aufzug im Bauteil B, einer von nun acht Aufzügen im Haus, funktionierte bei der Gruppen-Premiere leider noch nicht ganz fehlerfrei. Im dritten Stock erläuterte Referent Klaus Beisiegel den Besuchern am Plan den aktuellen Stand des Ruhrbania-Projektes und die nun folgenden Bauabschnitte.
Im Parterre, am geschlossenen Eingang an der Friedrich-Ebert-Straße, wurde die einzige Kritik laut: Willi Steeger, ehemaliger Leiter der Kämmerei, gefiel die Reduzierung auf drei Zugänge gar nicht. Volker Wiebels konterte, dass Besucherzählungen gezeigt hätten, dass der Traditionseingang am Turm der am wenigsten frequentierte gewesen sei. Außerdem entstünde eine Durchzug-Situation, die den Krankenstand in die Höhe schnellen ließ. So habe man sich, auch aus Personalgründen, zunächst für eine Schließung entschieden. Drei barrierefreie Eingänge existieren nun am Markt, „Am Rathaus 1“, wie nun der ehemalige Platz der Deutschen Einheit heißt, sowie an der Schollenstraße.
Im Parterre zeigte der Chef des Kommunikations Centers Erek Robra seine Abteilung, wo täglich bis zu 1200 Anrufe angenommen werden. Bei der Abschlussrunde im großen Sitzungssaal C 110, der den größten Tisch im Rathaus beherbergt, durfte der Protokollchef der OB, Thomas Westphal, etliche prominente Einträge in den zwei eindrucksvoll gestalteten Goldenen Büchern zeigen. Dagmar Mühlenfeld präsentierte ihre 2,5 Kilogramm schwere Amtskette, die der Stadt 1961 von der Friedrich Wilhelms-Hütte geschenkt wurde. Mit Dankesworten, einem Stapel Informationen und dem Eintrag ins Gästebuch endete der Rundgang.
Diese erste Führung sollte nur ein Auftakt gewesen sein. Die Resonanz der WAZ-Leser war so groß, dass sich die Oberbürgermeisterin auf Wiederholungen der Rundgänge in kleiner Runde oder im Rahmen eines Tages der offenen Tür freut. Auf die exklusive Rathaus-Führung hatten sich rund 300 WAZ-Leser beworben. Es gab aber leider nur die Kapazität für 30 Teilnehmer. So musste das Los unter den vielen Bewerbern entscheiden. Die Aktion „WAZ öffnet Pforten“ geht in den nächsten Monaten weiter – dann wieder an einem anderen spannenden Ort.