Mülheim. .

Das Glück ist oft nur ein flüchtiger Schatten. Gerade sitzt ein Mann noch froh auf seinem Sofa, da naht schon die Katastrophe. Das Schauspielhaus Wien war mit Peter Lichts „Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends“ im Theater an der Ruhr zu Gast. Ein Ein-Personen-Stück am existenziellen Abgrund.

Regisseurin Katharina Struck hat in ihrer nur 45-minütigen Inszenierung den Schauspieler Thiemo Strutzenberger auf das Sofa oder hier in Mülheim vielmehr auf eine Kiste gesetzt. Ein Protagonist, der gesund und nicht arm ist, der eine Frau hat und den die Sonne bescheint, und der eigentlich glücklich sein müsste. Doch dann entdeckt er, dass seinem Sofa ein Bein fehlt. Schon ist die Krise da, denn seine Welt gerät ins Wanken...

Der mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem 3-sat-Preis ausgezeichnete Künstler Peter Licht hat mit seiner Geschichte vom Glück und vom Unglück des Mannes auf dem Sofa versucht, über ein menschliches Drama in Bildern zu sprechen. Wofür es kein großes Ensemble, kein monumentales Bühnenbild, grelle Lichteffekte oder ein großes Geschrei braucht.Es reicht ein verunsicherter junger Mann auf dem Sofa, der mit leiser und selbstverliebter Sprache und mit einem anfangs etwas quälenden Monolog auf den Sturz in die Finsternis wartet.

Ein wenig bekifft wirkender Jüngling

Zwischendurch spielt der immer ein wenig bekifft wirkende Jüngling auf seinem Keyboard. Dazu singt er sehr schön einen alten Beatles-Hit, in dem es heißt, dass „nichts meine Welt ändern kann“. Was in diesem Fall allerdings nicht stimmt, denn unter dem wackelnden Sofa erspäht der Unglücksrabe in seiner dunklen Sehnsucht nach der Apokalypse ein riesiges Loch, das ihn allmählich verschlingt. Tiefer geht es dann nimmer.

Auch wenn der intellektuell mühsame Wortbeitrag des jungen Mannes zunächst anstrengend ist, so gewinnt er im Laufe der Vorstellung doch an Eindringlichkeit und wird als gesprochener Text zur finsteren Begleitmusik eines persönlichen Alptraums. Viel Beifall für einen überzeugenden Schauspieler und für eine ungewöhnliche Inszenierung.