Mülheim.
Samstagnacht wird im ganzen Land das neue Jahr feierlich begrüßt. Wenn 2012 etwas fortgeschritten ist, blüht den Mülheimern noch ein rundes Geburtstagsfest: Vor 20 Jahren wurde ihr großer Stadtgarten eröffnet, der Müga-Park.
Am 11. April 1992 startete die Mülheimer Landesgartenschau, für die eine 66 Hektar große Grünfläche gestaltet wurde, die sich über mehr als sieben Kilometer entlang der Ruhr erstreckt, von Styrum bis Saarn. Bis heute. Wie abgearbeitet und zerstückelt es im Herzen der Stadt zuvor aussah, wo Industriebrachen, Schrottplatz, Müllhalde, verlassene Bahnanlagen waren, können sich junge Leute kaum mehr vorstellen.
Andersherum zweifelten seinerzeit viele Mülheimer, ob so ein Riesenvorhaben bewerkstelligt werden könnte. Es war politisch schwer umstritten, bis 1982 die Ratsmehrheit beschloss, sich für die Landesgartenschau 1992 zu bewerben, was dann auch geschah. Das Ergebnis ist bekannt: „Für fast 100 Millionen D-Mark wurde eine ganze Seite der Stadt umgekrempelt“, sagt Volker Wiebels, Pressesprecher und Zeitzeuge.
Kreativ-Markt in der MüGa
Unter Federführung der Landschaftsarchitekten Horst Wagenfeld und Wolfgang R. Mueller mussten „stark kontaminierte Böden aufwändig ausgetauscht werden“, wie Mueller rückblickend betont. 14 Brücken entstanden neu, zwei davon führen über die Ruhr.
Nach der Landesgartenschau
„Als dann alles fertig war“, so Volker Wiebels, „war es plötzlich das Lieblingsprojekt aller.“ Genau sechs Monate lang lief die Landesgartenschau, und nur während dieser Zeit war das Zentralgelände rund um Stadthalle, Ringlokschuppen, Schloss Broich eingezäunt, eintrittspflichtig, gärtnerisch durchgestylt. Seither präsentiert sich die Müga als durchweg offener Park mitten in der Stadt.
Ihr 20. Geburtstag soll am Sonntag, den 1. Juli 2012, gefeiert werden, direkt im Anschluss an die nächtliche „Extraschicht“, kündigt Inge Kammerichs an, Geschäftsführerin der für die Müga verantwortlichen Stadtmarketinggesellschaft MST. Geplant ist ein „Bürgerfest“, Details nennt sie allerdings noch nicht.
Es gibt auch ohne Großveranstaltung viele gute Gründe an irgendeiner Stelle in die Müga zu gehen. Die bemerkenswerten Museen Aquarius und Camera Obscura, der Matsch- und der Wasserspielplatz sind nur einige davon. Leider kommen in den offenen Park auch äußerst rücksichtslose Leute, die Scherben streuen, Müll liegen lassen, Spielwerk zerstören oder stehlen. Allein im gerade endenden Jahr traf es zwei Drehscheiben, das Kugelspiel und Metallelemente des Wasserspielplatzes. „Es hat zugenommen“, meint Kammerichs, „und ist vor allem in der warmen Jahreszeit sehr problematisch. Wir müssen sehen, wie man es in den Griff bekommt.“
Ein Verbot von Glasflaschen
Im abgelaufenen Jahr habe sich ein Runder Tisch u.a. mit MST, Polizei, Ordnungsamt, Ringlokschuppen vier Mal getroffen. Ein Verbot von Glasflaschen wurde auf den Weg gebracht. Allerdings, auch was mutwillige Zerstörungen in der Müga angeht, steht im neuen Jahr ein Jubiläum an: Im Juli 2002 war das Problem so drängend geworden (jährliche Schäden von rund 34000 Euro), dass der Verwaltungsvorstand eine „Task Force Müga-Vandalismus“ beschloss.
Handlungsbedarf besteht indes auch, was die Gastronomie im Ringlokschuppen angeht, für die ab dem Frühjahr 2012 ein neuer Pächter gesucht wird. In der Ausschreibung, die seit gut zwei Wochen im Internet steht (www.ringlokschuppen.de), ist von einem „perspektivisch wichtigen Verbindungspunkt“ zwischen dem Neubau der Fachhochschule und der Innenstadt die Rede. Passage und grüne Oase für Mülheims wachsende Studentenschaft: Das sind interessante Aussichten für den gesamten Müga-Park.
