Mülheim. Seit fünf Jahren gibt es die Camera Obscura mittlerweile. In dieser Zeit hat sich das Museum international etabliert. 100.000 Gäste konnte die Camera Obscura anlocken, darunter auch Stammgast “Cappuciono“.

Heimlich ist der Wuppertaler Sammler KH.W. Steckelings ehemals nach Mülheim gefahren. Als er vor dem maroden Wasserturm in der MüGa stand, da dachte er sich: „Wenn das funktioniert, dann ist das wie ein Sechser im Lotto – mit Zusatzzahl.“ In nur 15 Monaten ist aus der Bauruine ein Museum zur Vorgeschichte des Films geworden.

Fünf Jahre und über 100 000 Besucher später steht die Camera Obscura als ein renommiertes Museum da – über die Grenzen Deutschlands hinweg. Steckelings bringt es auf den Punkt: „Es ist der Sechser.“ Bestärkt von Camera Obscura-Leiter Dr. Tobias Kaufhold: „Für uns auch.“ Er meint damit das Engagement des über 80jährigen Sammlers, der das Museum damals wie heute begleitend bereichere. „Ein Museum auf die Beine zu stellen, ist die eine Sache“, sagt Steckelings, „aber ein Museum zu beleben, daraus Wissen zu ziehen und es weiter zu vermitteln, besonders an die nächste Generation, das ist unglaublich schwer.“

Das Museum nimmt sich ernst

Hier sieht er sein Lebenswerk in guten Händen: „Wenn eine Sammlung einen Sinn macht, dann so.“ Die Zusammenarbeit mit den Schulen hat schon während der Aufbauphase des Museums begonnen, ist nach wie vor ein wichtiger Baustein. Museumspädagoge Dr. Jörg Schmitz tüftelt die Vermittlung der optisch-physikalischen Phänomene aus, um sie Kindern spielerisch nahe zu bringen – auch in der Schule.

Als ein Museum ohne Schwellenangst, aber dabei auch wissenschaftlich in die Tiefe gehend hat sich die Camera Obscura international in Fachkreisen einen Ruf erworben. Auf das Lob eines Professors aus Amerika, dass dies ein unglaublich gutes Museum sei, fragte Kaufhold warum? „Weil Sie hier keine Kopfhörer verteilen“ kam als Antwort. Man nehme diese Arbeit, das Museum ernst, so Kaufhold: „Jeder erhält hier eine individuelle Ansprache und Führung.“

Ob Schwerbehinderte oder Professoren. An der Uni Siegen steht der Besuch der Camera sogar auf dem Lehrplan. Andere Unis sind regelmäßig zu Gast, darunter Düsseldorf, Köln, Trier, Essen, Basel, Berlin, Wien. Mehrere Diplom- und Doktorarbeiten wurden betreut: Darunter die von Yasuhiro Sakomoto aus Tokio. Documenta-Künstler Thomas Schütte ließ sich im Jaguar von seinem Chauffeur vorfahren. „Er wollte sehen, wie man mit der Camera Obscura zeichnet.“ Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth holte sich Anregungen fürs Filmmuseum in der Mainmetropole.

Allen Widrigkeiten getrotzt

Seit fünf Jahren kommt jeden Samstag ein unbekannter Gast, der lediglich Cappuccino trinkt, von allen nur „Cappuccino“ genannt. So haben sich im Laufe der Jahre „kuriose Bekanntschaften und eine echte Freundschaft entwickelt, die zu Steckelings“.

Für das Projekt „Camera Obscura“ habe sie „menschliche Sterne gesammelt“, sagt MST-Chefin Inge Kammerichs. An die Anfänge und das Budget erinnert sie sich genau: 750.000 € von RWE Aqua und 280.000 € vom Land. „Davon galt es, die Ruine zu sanieren, die Sammlung zu kaufen, die Ausstellung zu konzipieren und das erste Betriebsjahr zu bestreiten.“ Dazu kamen Widrigkeiten aller Art.

Man hat es mehr als nur geschafft. Aber trotz des großen Erfolges bleibt das Museum – wie alle – ein Zuschussbetrieb. Bis 2013 läuft noch die Förderung durch die Stinnes-Stiftung. Geburtstagswunsch: Sponsoren für die Camera.