Mülheim. .
Wenn ein Sparkassen-Filialleiter nur mehr mit den Achseln zuckt, weil er nicht mehr recht den Durchblick hat, dann ist das bezeichnend für eine prekäre Lage: Das Depot Speldorf als zentrale Immobilie des Stadtteils leidet weiter unter dem bislang fruchtlosen, fast zwei Jahre währenden Management der Luxemburger Insolvenzverwaltung.
Die letzten zwei verbliebenen Mieter, die Sparkasse und das Einrichtungshaus Gooran, sind mit ihrem Latein am Ende. Immer wieder werden ihnen andere Ansprechpartner präsentiert, die schließlich doch nicht weiterhelfen . . .
Es kann doch immer noch ein Stückchen schlimmer kommen. Das lehrt die niederschmetternde Geschichte im denkmalgeschützten Depot. Der Niedergang begann schon vor Jahren, als sich peu à peu Händler aus dem ehemaligen Straßenbahndepot, in das große Hoffnungen zur Stadtteilentwicklung gesetzt waren, verabschiedeten. Weder die Mülheimer Rheingrund AG mit Sitz an der Akazienallee in Speldorf, ursprünglich selbst Eigentümerin der Immobilie, nahm entschieden eine Wiederbelebung in Angriff noch der neue Eigentümer, der Finanzinvestor „SBRE RR Retail 2“ aus Luxemburg. Anfang 2010 meldete dieser dann auch noch Konkurs an.
Kein Ende des Insolvenzverfahrens in Sicht
Bis heute dauert das Insolvenzverfahren an, Beobachter sehen längst kein Ende in Sicht. Die luxemburgische Anwaltskanzlei Baden & Baden als Zwangsverwalterin arbeitet im Verborgenen. Auch die Deutsche Pfandbriefbank, als Nachfolgerin der Pleitebank Hypo Real Estate Hauptgläubigerin, lässt sich nicht in die Karten schauen. Vor allem gibt es keine Bereitschaft, über ein einzelnes von offenbar unzähligen Objekten aus der Konkursmasse zu verhandeln.
So ist der Eindruck von Mülheimer Beobachtern, die zumindest mal losen Kontakt zu den Verantwortlichen des Insolvenzmanagements hatten. Es gab dem Vernehmen nach gar zwei ernsthafte Kaufinteressenten aus Mülheim für das Speldorfer Depot. Sie beißen sich, so ist zu hören, bis jetzt die Zähne aus im Bemühen um die Immobilie. Wohl gilt für den Insolvenzverwalter: Wer eine Immobilie wie das Depot, das offenbar noch zu den besseren Gebäuden im Portfolio zählt, kaufen will, soll im Paket gleich noch schlechtere mit übernehmen. Keine guten Voraussetzungen, um eine schnelle, möglicherweise auch von Lokalpatriotismus getragene Lösung für das Speldorfer Depot hinzubekommen.
Wer ist verantwortlich?
Mietinteressenten gab es ja auch, darunter ein Gastronom aus Hattingen und Edeka Paschmann. Beide sind – mehr oder minder jäh – abgeblitzt. Die Firma Gooran als letzte Insassin in der Depot-Passage lebt seit zig Monaten in einer Baustelle, die tatsächlich nie eine war. Es steht mitten in der Passage eine Baustellenwand; das bringt nicht nur ein schauriges Ambiente, sondern gleichsam einen Angstraum. „Im Depot schreiben wir seit Längerem rote Zahlen“, beklagt Dalila Fuss für das Einrichtungshaus Gooran. Der Abbau der Baustellenwand ist lange von der Hausverwalterin versprochen. Geschehen ist aber nichts. Gooran hält mittlerweile 80 % der Miete ein – und will, sobald die Standortverlagerung am Stammsitz Essen über die Bühne ist, raus aus dem Depot. „Wir wollen aber in Speldorf bleiben“, kündigt Fuss die Suche nach alternativen Mietobjekten an.
Ins Depot jedenfalls setzt Gooran keine Hoffnung mehr. Erst im September erreichte den Einrichtungsspezialisten ein Brief, in dem sich wieder ein neues Unternehmen (Asset Management) vorstellte, das von der Pfandbriefbank mit der Verwertung der Konkursmasse betraut worden ist. Für Gooran der Gipfel der Unglaublichkeiten: Jene Cushman & Wakefield LLP kündigte sich als neue Asset Managerin für das „Objekt 811, Essen, Ringstraße 48“ an. Das aber ist natürlich nicht die Adresse vom Depot, sondern die von Goorans altem Hauptgeschäft in Kettwig . . .
Ansprechpartner reagieren nicht
Auf Frage der WAZ nach einer Vermarktungsstrategie für das Speldorfer Depot antwortete Cushman & Wakefield nun kurz und bündig: „Wir haben das Asset-Management-Mandat für das Objekt erst in dritten Quartal 2011 im Rahmen eines größeren Portfolios übernommen. Daher gibt es bislang noch kein Konzept, das man zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon öffentlich diskutieren könnte.“
„Es ist leider sehr unerfreulich, was hier passiert – beziehungsweise nicht passiert“, sagt Sparkassen-Filialleiter Dietmar Zell.
Die Sparkasse hat einen Mietvertrag bis Ende 2014 und würde gerne länger am Standort bleiben. Doch, so Zell: „Wir würden unseren Kunden gerne etwas anderes hier bieten.“ Der Bitte der Sparkasse nach mehr Beleuchtung ist die Hausverwaltung bis heute nicht nachgekommen, vermeintliche Ansprechpartner reagieren laut Zell gar nicht auf Briefe. Die Sparkasse will nun selbst zumindest für etwas mehr Licht sorgen, damit Kunden sich sicherer fühlen können.
Wer die Hausverwaltung macht? „Ich könnte das aus dem Stehgreif gar nicht sagen“, so Zell. „Das wechselt ja ständig.“ Nach Informationen der WAZ müsste die Düsseldorfer DTZ Zadelhoff Tie Lung diesen Auftrag haben. Aber wer weiß das schon . . .