Mülheim. .

Das Verwirrspiel um das Speldorfer Depot ist so undurchsichtig wie nie: Offenbar läuft nach der Insolvenz der luxemburgischen Immobilieneigentümerin im Hintergrund ein Geschachere um Bares. Auf der Strecke bleibt bis dato ein Geschäftsduo, das den Standort ungeachtet aller Nackenschläge mit einer Familiengastronomie beleben will.

Nun schon geschlagene elf Monate warten die Hattinger Unternehmer Mike Seydock und Michael Nehring darauf, loslegen zu können. Sie wollen im Depot auf rund 1400 m2 einen Ableger ihrer Hattinger „Fabbrica Italiana“ eröffnen. Doch es kommt einfach nicht dazu. Schon im März 2010 hatte Seydock einen ersten Mietvertrag von der Immobilienverwalterin und Alteigentümerin, der Rheingrund AG mit Sitz an der Akazienallee in Speldorf, unterzeichnet. Doch die Unterschrift der Eigentümerin, der Luxemburger Immobilienfondsgesellschaft „SBRE RR Retail 2“, blieb aus. Nach WAZ-Recherchen stellte sich seinerzeit heraus, dass die Fondsgesellschaft seit Januar des Jahres nicht mehr zahlungskräftig war. Ein Insolvenzverfahren läuft in Luxemburg, Informationen sind rar.

Nachdem der ursprüngliche Zeitplan, die „Fabbrica“ im September 2010 zu eröffnen, für die Hattinger Geschäftsleute beklagenswert scheiterte, schöpften sie im Dezember neue Hoffnung. Laut Seydock lag ein neuer Mietvertrag vor, der mit Architekten bereits abgestimmte Umbau sei ihm für den 3. Januar zugesagt worden. Doch bis heute ist nichts geschehen. Ein Bauantrag liegt bei der Stadt nicht vor.

Mietvertrag nicht freigegeben

Hintergrund ist wohl, dass die Beteiligten im Insolvenzverfahren möglichst viel aus dem Immobilien-Portfolio der Pleitefirma herauszuholen versuchen. Hauptgläubigerin ist der mit Staatsmilliarden gestützte Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE). Er hat zwischenzeitlich das Düsseldorfer Büro der Vermögensmanager von IPAM beauftragt, lukrativ zu vermieten. Der Mietvertrag für Seydock sei vom Insolvenzverwalter noch nicht freigegeben, heißt es dort. Zudem führe man noch Gespräche mit gleich mehreren Mietinteressenten, welchen Platz im Haus sie letztlich belegen könnten. „Wenn wir alle sinnvoll unter einen Hut bekommen haben, wird man auch zu einem Abschluss kommen können“, so Norbert Schmitz (IPAM).

Herr des Verfahrens bleibt indes der Insolvenzverwalter. Klar: Er will die Insolvenzmasse maximieren, richtet sich danach doch sein Salär. Ein Mietgeschäft mit der „Fabbrica“ scheint als suboptimal bewertet. Es wird gepokert. Mülheims Wirtschaftsförderung M&B, selbst redlich bemüht, zumindest in Grundzügen über den Entwicklungsstand informiert zu sein, hat laut Tim Schiebold „zwei, drei Interessenten“, auch welche für einen Kauf, den Weg zu IPAM aufgezeigt. Mehr kann M&B nicht tun.

Neuer Edeka-Markt?

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Edeka Paschmann den Standort für einen Markt mit gut 2000 m2 im Auge hat. Heinz Wilhelm Paschmann bestreitet sein Interesse nicht, sieht aber Schwierigkeiten im Denkmalschutz, in der Zufahrt und darin, das mit schwerer Hypothek belastete Depot aus der Konkursmasse herauszulösen. Doch sagte er jüngst zur WAZ: „Speldorf bräuchte einen vernünftigen Supermarkt im Zentrum, um einen Lauf zu bekommen.“ Vermutlich hätte Edeka zumindest gegenüber der „Fabbrica“ keine schlechten Karten, ein langfristiger Mietvertrag und eine relativ hohe Quadratmeter-Miete wären zu erwarten.

„Das ist alles schon sehr verwirrend“, so Seydock, der schon einiges an Geld und Mühe in sein Projekt gesteckt hat, sich in der Mietangelegenheit schon lange durch einen Anwalt vertreten lässt – und sagt: „Die Schadenersatzklage ist vorbereitet.“