Es gibt so manche offenbar unendliche Geschichte in Mülheim, eine davon handelt vom alten Straßenbahn-Depot an der Duisburger Straße in Speldorf.
Im April noch war die Freude allenthalben groß, als sich in der ausgebluteten, einst als Stadtteilzentrum projektierten Immobilie wieder Leben ankündigte. Eine Familiengastronomie, die „Fabbrica Italiana“, sollte im September in ein renoviertes Depot einziehen. Doch alle Speldorfer Hoffnungen wurden enttäuscht. Wieder einmal.
Anführer der Enttäuschten ist Mike Seydock. Er ist einer der zwei Geschäftsführer der Fabbrica, die in stilvollem Ambiente bereits in Hattingen auf viel Gegenliebe stößt und bis zuletzt wild entschlossen war, sich in Speldorf ein zweites Standbein zu geben. Nach eigenen Angaben hat Seydock Anfang März zwar einen Mietvertrag von der Immobilienverwalterin, der Mülheimer Rheingrund AG, erhalten und für den Mietbeginn 15. März unterschrieben. Doch fehlt bis heute die Gegenzeichnung der Eigentümerin „SBRE RR Retail 2“, einer Finanzinvestorin ohne Internetauftritt und Sitz in Luxemburg. Schon in der Vergangenheit schien ihr Interesse am Standort Speldorf gering zu sein, dümpelt das Depot nun schon Jahre vor sich hin. Zurzeit sind nur noch die Sparkasse und das Möbelhaus Gooran als Mieter dort.
Investor Seydock und sein Partner Michael Nehring werden von der Rheingrund AG seit März hingehalten. Der Start des Umbaus für die mediterrane Gastronomie war zum 6. April versprochen worden. Gooran hatte fristgerecht die zwischengenutzten Lokale geräumt, Bauzäune wurden aufgestellt. Danach tat sich herzlich wenig in der Problemimmobilie. Die Eigentümerseite informierte spärlich.
Dabei hat Seydock nach eigener Aussage schon kräftig Geld in die Hand genommen für die Ansiedlung. Er habe für 42 000 Euro einen Pizzaofen geordert, ebenso einen Teil des Mobiliars, das nun bei Gooran eingelagert sei. Einem Küchenchef sei auch schon zum 1. September ein Arbeitsvertrag gegeben worden; er arbeitet bis auf Weiteres nun in Hattingen. „Die Lage ist sehr verzwickt“, sagte Seydock noch Anfang der Woche auf WAZ-Anfrage. Man werde den möglichen Vertragspartnern aber noch Zeit bis Dezember geben, „wenn sich dann nichts tut, werden wir das Objekt abschreiben“.
Nach einer WAZ-Recherche ist nun wohl auch diese Hoffnung für Seydock aufgebraucht. Denn die Eigentümerin ist pleite. Ein Luxemburger Bezirksgericht hat am 29. Juli das Insolvenzverfahren eröffnet. In einer vorläufigen Verlautbarung des Gerichtes heißt es, der Finanzinvestor komme bereits seit mindestens dem 29. Januar nicht mehr seinen Verpflichtungen nach.
Seydock erfuhr von der WAZ davon, Rheingrund-Verwalterin Dagmar Bejer hatte noch am Montag zur WAZ gesagt, das sich die Vertragsangelegenheit „leider ein wenig verzögert“. Eine zugesagte ausführliche Stellungnahme blieb sie schuldig.