Mülheim.

Rechts Pferde, links ein altes Fachwerkhaus. Ein paar Meter noch, dann stehen wir am Gartentor vor dem kleinen Haus mit der Nummer 7b, mit der Gartenbank neben der Eingangstür und dem naturbelassenen Garten. Hier also wohnt Achim Büge, jener Mann, der federführend für die Bürgerinitiative „Schützt Menden“ steht und in diesem Jahr dazu beigetragen hat, dass ein Millionen-Projekt aus Einfamilienhäusern scheiterte und damit ein grünes Einfallstor in die Stadt erhalten blieb.

Wer ist Achim Büge, der Hunderte von Unterschriften gesammelt, Bürger zusammengetrommelt und Politiker zu überzeugen versucht hat, weil sie es zulassen wollten, dass eine weitere grüne Oase bebaut werden sollte?

Büge ist ein Kind des Ruhrgebiets. „Ich wollte nie weg hier“, gesteht er und erzählt von der Kindheit in Duisburg-Rheinhausen, vom Vater, der bei Krupp arbeitete, wo er selbst nach dem Abitur als Praktikant eine Stelle bekam. Maschinenbau wollte er studieren, es wurde Elektro- und Nachrichtentechnik an der Uni Duisburg. Die alten Telefone im Wohnzimmer verraten seinen beruflichen Weg, der ihn als Ingenieur zunächst nach Siemens führte. Seine Frau brachte ihn nach Mülheim, wo er in Menden die Natur vor der Haustür schätzen lernte.

Naturverbundener Mensch

Der Techniker Büge betont: „Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch.“ Pflanzen und Tiere hätten ihn mindestens so begeistert wie die Technik. „Aber wie viele Stellen gibt es als Zoodirektor?“, meint er lachend. Und noch eine Leidenschaft nennt er, eine eher künstlerische Ader: die Fotografie. Auf Touren quer durch die Welt pflegt er sie.

Büge ist ein vielseitiger Mensch, der von seinem Zivildienst bei der Awo berichtet, von seinen Einsätzen bei der DLRG. „Ich war immer engagiert, immer auch ein politischer Mensch.“ Aber Zeit für eine Mitarbeit in einer Partei fand er dann doch nicht.

Aus dem Ingenieur bei Siemens wurde der Berufsschullehrer für Technik, einen Schritt, den er nie bereut habe. Wie sein Einsatz für die Bürgerinitiative, seine erste. „Wer erkennt, dass etwas völlig falsch läuft, eher Schaden als Nutzen bringt, der sollte nicht schweigen“, meint er.

"Bebauung wäre Schaden für Mülheim gewesen"

Als die Pläne zur Bebauung der Wiesen am Ortseingang zu Menden auf den Tisch kamen und in der Politik diskutiert wurden, wollte er nicht mehr schweigen: „Ich habe nie verstanden, warum man ausgerechnet dieses Kleinod bebauen wollte, dieses schützenswerte Gebiet, und das alles bei einem zweifelhaften Bedarf an Wohnraum“, wie er meint. Zwei, vielleicht sogar fünf Häuser hätte man noch verstehen können, aber nicht eine ganze Siedlung mit Infrastruktur.

Kämpfte er nicht auch für seine eigenen Interessen, für ein Stück Natur vor der eigenen Haustür? „Dass ein Unternehmer nach Gewinnmaximierung strebt, ist in Ordnung, dass man heute versucht, weiteren Schaden von der Natur fernzuhalten aber auch. Und diese Bebauung wäre ein Schaden für Mülheim gewesen.“

Hartnäckig sein!

Er hätte nicht gedacht, welche Schlagkraft so eine politische Bürgerinitiative entwickeln kann. „Die Politiker haben uns weitgehend ernst genommen, sie haben zugehört, sich mit unseren Argumenten befasst.“ Für Büge und seine Initiative waren das positive Erlebnisse. „Es ist für mich ein Zeichen, dass unsere Demokratie funktioniert.“ Und er widerspricht der gängigen Meinung, Politiker seien nicht zugänglich, alles sei ohnehin entschieden. Gelernt hat er: „Wer als Initiative Erfolg haben will, muss hartnäckig sein.“ Die eigentliche Wende im Kampf um den Ortseingang von Menden hat aus seiner Sicht jedoch die Umkehr der Bau- und Planungsdezernentin gebracht, die ebenfalls zu der Einsicht kam: Lassen wir das Stück Grün, wie es ist.

Wenn er heute, was er mit seiner Frau oft macht, an der Ruhr entlang radelt, erfreut den Eisvogel registriert und die grünen Weiten sieht, dann sagt er sich: „Jeder sollte im Kleinen anfangen, um die Welt zu retten.“