Mülheim. Wer die Agentur für Arbeit anrufen will, muss eine 0180er-Nummer wählen und zahlt 3,9 Cent pro Minute aus dem Festnetz. Ärgerlich: Kunden hängen häufig in der Warteschleife. Die Agentur verteidigt den kostenpflichtigen Dienst: Wer vorbeikomme, hätte ja auch die Fahrtkosten zu tragen.

Ob beim Telefonanbieter, beim Stromversorger oder beim Internethändler: Um Hotlines kommt niemand mehr herum. Häufiges Ärgernis ist dabei die Warteschleife. Doch auch der Blick auf die Rechnung am Monatsende kann unerfreulich werden. Dann nämlich, wenn man plötzlich sieht, was einen die Hotline-Zeit gekostet hat.


Besonders für Menschen, die knapp bei Kasse sind, empfiehlt es sich, solche Nummern nicht anzurufen. Doch manchmal haben sie keine Wahl. Denn so kostet zum Beispiel die Nummer der Arbeitsagentur (01801-555111) 3,9 Cent pro Minute für Anrufe aus dem Festnetz und bis zu 42 Cent pro Minute aus dem Mobilfunknetz. Da können schnell größere Summen zusammen kommen.

1,3 SIM-Karten pro Einwohner

In Internetforen ist von Menschen zu lesen, die innerhalb von nur zwei Monaten 12 Euro für die Hotline der Arbeitsagentur blechen mussten. Und, so heißt es dort ebenfalls, anrufen müssen sie dort, um einen Termin bei der Agentur für Arbeit zu kommen oder -- weitergedacht – um überhaupt an ihre Sozialleistungen zu kommen.

„An der Hotline sitzen qualifizierte Mitarbeiter, die die Fragen der Kunden schnell und zuverlässig beantworten können“, sagt Hans-Georg Grein, Pressesprecher der Arbeitsagentur in Duisburg. Damit werde eine Dienstleistung angeboten und es sei eine geschäftspolitische Entscheidung, dies nicht umsonst zu machen. Immerhin: wer vorbeikomme, hätte ja auch die Fahrtkosten zu tragen, meint Grein. Er empfiehlt außerdem, das Festnetz für den Anruf zu nutzen.

Jedoch: Vielen wird das gar nicht möglich sein. Im Jahresbericht 2010 der Bundesnetzagentur steht zu lesen: 39 Millionen Festnetzanschlüsse gab es in 2010. Somit ist davon auszugehen, dass nicht jedem Bürger ein Festnetzanschluss zur Verfügung steht. Besonders, da es im selben Bericht heißt, dass es in Deutschland 1,3 SIM-Karten pro Einwohner gibt. Manch einer setzt wohl auf Handy-Flatrates und spart sich den Festnetzanschluss.

Beschwerden über die Qualität

Häufig liest man auch die Beschwerde, dass Kunden der Agentur längere Zeit in der Warteschleife hingen. Auf die Frage, ob denn auch diese schon kostenpflichtig sei, heißt es, man halte sich an die rechtlichen Vorgaben. Allerdings: Fest steht da noch nichts. Voraussichtlich kann erst im nächsten Jahr mit einer gesetzlichen Regelung gerechnet werden. „Wartezeiten kommen fast nicht vor“, fügt Grein noch hinzu. Sei ein lokales Servicecenter telefonisch zu stark gefragt, würden die Anrufer an ein anderes Servicecenter weitergeleitet, das ebenfalls auf alle Daten zugreifen und Fragen somit beantworten könne.

Dem widerspricht die Erfahrung, die Rainer Hamisch vom Mülheimer Arbeitslosenzentrum (MALZ) gemacht hat. Immer wieder bekomme er Beschwerden über die Qualität der Hotline zu hören. „Die können einem oft nicht weiterhelfen.“ Dass die Hotline kostenpflichtig ist, findet er nicht fair. „Aus dem Bauch heraus hätte ich gedacht, dass sie kostenfrei ist. Es werden ja auch immer mehr Leute an diese Hotline verwiesen.“ Das der Anruf etwas koste, sei eine Sache, „die nicht okay ist“.

Die Internetgemeinde hat allerdings auch einen Tipp parat, für alle, die die Hotline meiden möchten. Unter www.0180.info kann jeder recherchieren, ob es zu der kostenpflichtigen 0180er-Nummer eine alternative Festnetznummer gibt. Denn wer die anruft, kann der nächsten Telefonrechnung gelassener entgegen sehen.