Lüdenscheid. .
Man stelle sich als Bergstadt-Bürger vor: Ich rufe in meinem Rathaus an – und es meldet sich ein Callcenter, irgendwo in einer anderen Stadt. Mit dem Service D 115, für den das NRW-Ministerium für Inneres und Kommunales derzeit verstärkt wirbt, geht der Trend ganz klar in diese Richtung. Die Lüdenscheider Stadtverwaltung will da nicht mitmachen – noch nicht.
„Es muss sich für die Stadt rechnen“, sagt Aggi Thieme vom Amt für Organisation und IT im Rathaus. Finanziell und organisatorisch. Es müsse ein Mehrwert, eine Entlastung für die Behörde erkennbar sein. „Diese Entlastung sehe ich aktuell aber nicht“, so Thieme. Zumal die Stadt damit rechnen müsse, für die neue Dienstleistung zur Kasse gebeten zu werden. Zumindest aber müsse sie häufig nachgefragte Informationen bereitstellen.
Derweil funktioniere die fachgerechte Vermittlung von Anrufen in der Lüdenscheider Verwaltung weiterhin gut, so Thieme – und koste den Anrufer außerdem nur die üblichen Telefongebühren. Zum Vergleich: Der D115-Service schlägt momentan mit 7 bis 14 Cent pro Minute aus dem Festnetz oder 17 bis maximal 29 Cent pro Minute vom Handy aus zu Buche. Davon werden drei Cent in die D115-Netztechnik gesteckt, den Rest bekommen die Telefonnetz-Anbieter.
Im Übrigen seien auch ganz andere, eher regionale Kooperationsmodelle denkbar, findet Thieme – mit Nachbarkommunen, mit dem Märkischen Kreis. Für ein gemeinsames Callcenter ließe sich zum Beispiel auch die KDVZ in Iserlohn gut als technischer Dienstleister einbinden.
Nach zwei Jahren D 115 im Test zieht NRW-Kommunalminister Ralf Jäger eine positive Bilanz: Die beteiligten Städte und Gemeinden profitierten von der neuen zentralen Behördenauskunft als „der schnelle und bürgerfreundliche Draht zur Verwaltung“: „Fachämter werden entlastet, weil einfache telefonische Anfragen direkt in den Service-Centern beantwortet werden. Kunden in den Behörden können dadurch störungsfrei bedient werden.“ Vor allem kleine Kommunen seinen dank des neuen Konzepts leichter erreichbar. Und: Die Kooperation helfe, Kosten zu senken.
Die Ergebnisse der mittlerweile zweijährigen Pilotphase können Aggi Thieme jedoch nicht beeindrucken. Und die Stadt Lüdenscheid sei nicht dazu verpflichtet, an dem Projekt teilzunehmen. „Wir schauen uns die Sache derzeit noch an“, so Thieme – nicht zuletzt, um aus den Erfahrungen der anderen Städte zu lernen.