Mülheim.

Eine sehr positive Bilanz kann die Gründerinnen-Werkstatt vorweisen. Das nun auslaufende, in NRW einzigartige Modellprojekt hat 96 Frauen darin unterstützt, ein eigenes Unternehmen zu gründen: 35 haben ihr Ziel bereits umgesetzt, 34 sind in der Planung und werden im nächsten Jahr ihr eigener Chef. Gerade einmal zwölf haben sich am Ende dagegen entschieden, das sind knapp 15 Prozent.

Für Projektleiterin Uta Willim stellt das Ergebnis der dreijährigen Betreuungsphase „eine optimale Quote“ da. Es sei ein Zeichen dafür, „dass Frauen oftmals ein spezifisches Unterstützungsangebot brauchen, damit sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, weil sie andere Rahmenbedingungen haben“. Hemmnisse bei der Gründung gibt es einige: die Familie und Job unter einen Hut zu bekommen, einen ungestörten Arbeitsplatz zu Hause zu finden oder gar das Risiko eines Unternehmens einzugehen. „Frauen“, sagt Willim, „sind oft vorsichtiger.“

Keine einfache Entscheidung

Die Gründerinnen-Werkstatt – angesiedelt im Haus der Mülheimer Wirtschaftsförderung – setzte an diesen Punkten an: Sie stellte in einer „Ideenschmiede“ die Räume und PCs für die Ausarbeitung der eigenen Geschäftsidee zur Verfügung, organisierte Berater für den notwendigen Businessplan, machte Mut, das entwickelte Konzept bei Geldgebern und Kunden zu vertreten.

Eine, die davon profitierte, ist Ayscha Lucas-Gesing. Die 34-jährige Gesundheitswissenschaftlerin erforschte als Angestellte die Gründe und Auswirkungen von Stress, bevor sie auf den Gedanken kam, sich damit selbstständig zu machen. Keine einfache Entscheidung mit einer jungen Tochter.

"Mit einem positiven Affekt bleibt man gelassen"

In der Gründerinnen-Werkstatt hat sie ihre ursprüngliche Idee, an Stress erkrankte Menschen zu behandeln, noch einmal überdacht und erschloss sich damit ein neues Arbeitsfeld: „Ich habe für mich festgestellt, dass ich lieber zu Stress-Prävention beraten will.“ Die neue Zielgruppe: Unternehmen, Krankenkassen und Gründerinnen. „Großartig“ fand Lucas-Gesing den Austausch mit anderen Frauen in der „Ideenschmiede“, bevor man den etwas trockenen Businessplan angeht – „mit einem positiven Affekt bleibt man gelassen, egal welche Schwierigkeiten auf einen zukommen“.

Optimale Betreuung

Ähnlich wie die Stress-Forscherin haben viele Frauen ihre Erfahrungen und Fähigkeiten – manchmal auch ihr Hobby – in ein Geschäft gewandelt. Sie wurden Hundetrainerin, Designerin, Buchhändlerin oder Handwerkerin – nur für Frauen.

Die optimale Betreuung und die sehr gute Quote sprachen sich schnell rum. Aus der anfänglichen Gruppe von 22 Teilnehmerinnen wurden vier Gruppen mit 96 Frauen. Der große Zuspruch und der Erfolg des Projekts zeigt allerdings auch die Schwachstellen an, an denen unternehmerische Frauen im „Normalfall“ scheitern: die richtige Beratung und moralische Unterstützung. Für die 82 Startercenter in NRW gibt das Mülheimer Modell deshalb Handlungsempfehlungen. „Eine wichtige Erkenntnis ist, dass ein Center ein funktionierendes Netzwerk von Partnern benötigt, das Bereiche abdeckt, in denen man selbst nicht beraten kann“, sagt Willim.

Klar ist aber auch: Die finanzielle Förderung des Landes und der EU, die dieses Netzwerk möglich machte, ist nun aufgebraucht. „Künftig“, so Willim, „werden Gründerinnen die Kosten für diese Leistungen wieder selbst tragen müssen.“