Mülheim.
Der Heißener Automatisierungsspezialist Turck freut sich schon jetzt darauf, am Ende des Jahres Firmengeschichte zu schreiben. Nach kräftigem Wachstum im vergangenen und in diesem Jahr steuert das Familienunternehmen auf einen Rekordumsatz zu. Das rasante Wachstum macht neben Freude aber auch jede Menge Arbeit: Standorterweiterung und Akquise neuer Fachkräfte machen besondere Anstrengungen nötig.
1965 gegründet, besteht die Turck-Gruppe heute im Wesentlichen aus zwei Unternehmensteilen: Die Werner Turck GmbH & Co. KG in Halver entwickelt und fertigt Automatisierungssysteme für jegliche, meist industrielle Anwendungen, die Hans Turck GmbH & Co. KG mit Sitz an der Witzlebenstraße in Heißen kümmert sich um Marketing und Vertrieb von rund 30.000 Produkten. Der Exportanteil beträgt heute 70 %, aktuell im Fokus: eine Expansion in Brasilien und in der Türkei. Steile Wachstumsraten verzeichnet Turck auch in Russland, Tschechien, Südkorea und anderswo. „Das kommt unserem deutschen Produktionsstandort zugute, denn wir produzieren fast die gesamte Elektronik unserer Lösungen in Deutschland“, sagt Ulrich Turck, geschäftsführender Gesellschafter in Mülheim.
Weltweit beschäftigt die Gruppe, die früh auf Internationalisierung gesetzt hat, aber den Fertigungsschwerpunkt weiter in Deutschland hält, mehr als 3000 Mitarbeiter, 1530 davon in Deutschland. Aktuell auch wieder 230 in Mülheim, nachdem während der 2009er Krise bei 30 % Umsatzeinbruch jeder zehnte Arbeitsplatz abgebaut worden war.
Angespannte Situation
Danach ging’s aber wieder steil bergauf. 30 % Umsatzplus waren es in 2010, dieses Jahr werden es bei einem erwarteten Umsatz von 430 Mio Euro noch mal 25 % sein. Turck plant an der Witzlebenstraße eine Erweiterung. Verhandlungen für den Kauf eines 11.000 m2 großen Grundstücks laufen laut Ulrich Turck bereits. Der Neubau einer Verwaltung mit 3- bis 4000 m2 Bürofläche steht in der Zwei-Jahres-Planung.
Wachstum bedeutet Herausforderung. Die Halbleiter-Industrie hat als Zulieferer in der Krise so viele Arbeitsplätze abgebaut, dass auch Turck im stark wachsenden Geschäft mit Materialengpässen hantieren muss. Das Unternehmen spürt auch bereits, dass die Personalrekrutierung zunehmend schwieriger wird. „Die Situation ist angespannt“, sagt der Firmenchef, „aber im Ruhrgebiet ist das Personalangebot noch größer als in einigen Zentren Süddeutschlands. Hochschulabsolventen zu finden, sei weniger problematisch. Bei Facharbeitern sei der Markt schon enger.
Familienfreundlicher Betrieb
Die Firma will gegensteuern, sich als attraktive Arbeitgeberin herausputzen. „Gehalt gibt’s woanders auch. Da muss man heute schon mehr tun“, sagt Geschäftsführer Christian Wolf. So sei man dabei, verschiedene Angebote zu erarbeiten, unter anderem in den Bereichen Gesundheit und Fitness, denn „die berufliche Anspannung der Beschäftigten in Deutschland ist schon sehr hoch“, so Wolf.
Beide Geschäftsführer denken noch über den Alltag im Betrieb hinaus. Wer daheim einen Angehörigen zu pflegen habe, dem stelle man nun als Arbeitgeber bei Bedarf einen externen Dienstleister, der rund um die Pflege berate, etwa auch bei der Beantragung der Pflegestufe helfe. Schon jetzt punkte Turck mit Prämien für Mitarbeiter, die Nachwuchs bekommen – ein Grund für die Auszeichnung jüngst als familienfreundlicher Betrieb durch OB Dagmar Mühlenfeld.
Zusammenarbeit mit Hochschulen
Im zunehmenden Konkurrenzkampf um gut gebildete Fachkräfte setzt das Heißener Unternehmen auch auf die Ermöglichung eines dualen Studiums mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und eine enge Bindung zur neuen Hochschule Ruhr-West. Man finanziert dort drei Stipendiate im neuen Fachbereich Elektro- mit dem Schwerpunkt Automatisierungstechnik. „Wenn alles klappt“, sagt Christian Wolf, „könnten das zukünftige Mitarbeiter werden.“ Wachsen will das Unternehmen schließlich weiter: 10 % Umsatzsteigerung sind für 2012 angepeilt.