Ein Mittelständler stemmt sich gegen den Trend und schließt trotz Auftragsrückgangs einen Arbeitsplatzabbau aus. Ulrich Turck will stattdessen an der Witzlebenstraße in Heißen investieren: sechs Mio € in ein neues Gebäude für Vertrieb und Verwaltung.
Bis zum Sommer „brummte die Wirtschaft", seine zweistelligen Wachstumsziele schienen „locker erreichbar". Doch dann spürte auch Turck, dass der Auftragseingang spürbar zurückging. „Jetzt sind wir froh, am Jahresende noch im Planbereich zu bleiben", schildert der 56-Jährige.
Der geschäftsführende Gesellschafter, der das Familienunternehmen in zweiter Generation lenkt, bleibt aber sichtlich gelassen: „Wir haben schon andere schwierige Situationen überstanden und nie entlassen müssen." Das sei die Erfahrung eines „guten deutschen Mittelstands". Turck: „Nach der schlechten Phase gibt es wieder den Aufschwung, dann brauchen wir wieder alle Mitarbeiter. Sie sind unser wertvollstes Gut. Das wissen wir zu schätzen."
Die 25 Gesellschafter – allesamt Familienmitglieder – haben nach Turcks fester Überzeugung Verständnis dafür, wenn der Ertrag nun geringer ausfalle. „Man muss auch mal ein oder zwei Jahre mit weniger über die Runden kommen”, meint der Mülheimer. „Das ist die Stärke eines Inhaber geführten Unternehmens. Unser Eigenkapital ist nicht den Börsen-Analysten ausgesetzt."
Die Turck-Gruppe, die mit 2830 Beschäftigten auf der ganzen Welt vertreten ist, entwickelt und produziert industrielle Automationslösungen und Sensortechnik für verschiedene Wirtschaftsbereiche: Automobil, Maschinenbau, Verpackung, Lebensmittel, Chemie, Öl und Gas. „Wir sind nicht von einer Branche abhängig und global aufgestellt. Davon profitieren wir jetzt", erklärt Turck.
Die weltweite Rezession vermag ihn von seinem unternehmerischen Optimismus nicht abzubringen: „Wir haben uns auf verschiedene Szenarien eingestellt und streben ein moderates Wachstum an. Nicht stark zu wachsen, muss ein Unternehmen auch einmal verkraften", unterstreicht Turck, der aber auch nicht verhehlt: „Die Planung für 2009 ist so schwierig wie nie."
Die Strategie: „Wir wollen mit intelligenten Ideen durch die schwache Wirtschaft kommen und neue Marktanteile vor allem in der Chemie- und Pharma-Industrie erobern." Neue Produkte präsentierte Turck im November auf der einer internationalen Fachmesse in Nürnberg.
Das Familienunternehmen stellt sich aber auch mit einer neuen Organisationsstruktur auf die neue Zeit ein. Seit Juli besteht die Turck-Holding aus vier Geschäftsführern. In der Mülheimer Zentrale an der Witzlebenstraße sitzen Ulrich Turck und Christian Wolf.
Am Produktions- und Entwicklungsstandort Halver im Sauerland Werner und Markus Turck. „Wir haben uns bewusst für zwei Geschäftsführer-Teams entschieden, die mittelfristig aus je einem Gesellschafter und einem externen Manager bestehen werden. Das ist ein tragfähiges Konzept." Ein Beirat mit drei Fachleuten von außen soll die Geschäftsführung beraten.
Ulrich Turck ist zuversichtlich, dass der Konzern auch in dritter Generation in Familienhand bleiben könnte. Sein Sohn sammelt gerade nach dem Fachstudium Berufserfahrung bei Bosch.