Mülheim.

Eine Traditionsveranstaltung steht auf wackligen Beinen. Dass der Nikolausmarkt am 6. Dezember stattfindet, war bis vergangene Woche noch unklar. Denn seit dem Loveparade-Unglück wurden die Sicherheitsauflagen verschärft, wodurch die Kosten für die Großveranstaltung stark anstiegen. „Zum ersten Mal in 35 Jahren rechnen wir mit einem Minus“, sagt Christian Rulf von der Werbegemeinschaft Saarn (WGS), die den Nikolausmarkt veranstaltet. Und appelliert: „Wenn die Stadt uns nicht finanziell unterstützt, wird es den Markt 2012 wohl nicht mehr geben.“

Erst wenige Tage vor dem Nikolaustag hatte die Werbegemeinschaft die Genehmigung der Ordnungsbehörden erteilt bekommen. Grund der Verzögerung sind vor allem die verschärften Auflagen. „Das Sicherheitskonzept ist von acht auf 28 Seiten angewachsen“, erklärt Christian Rulf, der den Markt seit mehr als 15 Jahren für die Werbegemeinschaft plant – ehrenamtlich. Mit viel Stress sei das in diesem Jahr verbunden gewesen, der bürokratischen Aufwand enorm.

Sicherheitsbestimmungen verschärft

Seit der Loveparade stelle sich vor allem die Frage nach der Haftung. Jeder Bereich des Marktes wird von den zuständigen Behörden auf Sicherheit geprüft, gegebenenfalls beanstandet und abgenommen. „Man schreibt ein Konzept, das dann von Feuerwehr, Polizei, Ordnungsamt, Veterinär- oder Bauamt abgesegnet werden muss“, erklärt Margit Schettler von der WGS. Dies nehme viel Zeit in Anspruch, da Zuständigkeiten und die Haftungsfrage mit jeder einzelnen Stelle geklärt werden müsse. Früher habe die Marktabnahme eine Stunde gedauert, heute seien es vier. „Man spürt die Angst, mit Unterschriften Verantwortung übernehmen zu müssen.“ Daher werde ein Großteil auf die WGS als Veranstalter abgeschoben.

„Um gegen alles abgesichert zu sein, mussten wir unsere Deckungssumme auf zehn Millionen Euro anheben“, erklärt Christian Rulf. „Das ist ganz schön teuer.“ Sogar für den Fall eines Wärmegewitters sei die WGS nun versichert. „Im Dezember!“ Auch in anderen Bereichen hätten sich die Planer mehr Entgegenkommen gewünscht – es geht um Mehrkosten für Reinigung, Strom oder einen privaten Wachdienst, der zusätzlich gebucht werden musste.

Mehr Stände als im letzten Jahr

„Wir hecheln in diesem Jahr etwas hinterher“, gibt Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes, zu. Es gehe darum, das neue Sicherheitskonzept, das bereits im vergangenen Jahr erarbeitet wurde, umzusetzen und zu verfeinern, um mögliche Gefahrenstellen „von vornherein zu verhindern“. Weil daran viele Stellen beteiligt seien, dauere das Verfahren länger. Aber: „Dieses Jahr wird der Grundstock geschaffen, damit es in den nächsten Jahren in Routine übergeht.“

Trotz des Mehraufwands bauen am Dienstag mehr Händler ihre Stände auf (170) als im vergangenen Jahr (149). „Weil viele kleinere Märkte an den Auflagen scheitern und dicht machen“, erklärt Rulf. „Die Händler kommen dann zu uns.“ Bis zu 30 000 Besucher erwartet er am Dienstag. Damit es sich nicht zu sehr knubbelt, wurden Freiflächen vergrößert, nun auch der Klostermarkt und das Rondell am Tengelmann-Parkplatz voll einbezogen. Zudem sorgen 16 Marktmeister der WGS für Ordnung auf der Düsseldorfer Straße. Und so wünscht Christian Rulf sich und den Helfern zu Nikolaus drei Tugenden: „Gelassenheit, Flexibilität und Willen zur Kooperation.“

Diesmal keine Kakao-Tankstelle

Der Nikolausmarkt findet am Dienstag von 11 bis 21.30 Uhr statt. Neben Glühwein und Würstchen wird ein Nikolaus Schokolade verteilen. Die Kakaotankstelle gibt es wegen zu weniger ehrenamtlicher Helfern nicht. Parken können Besucher auf dem Kirmesplatz, Shuttlebusse stehen bereit. Info: www.saarner-nikolausmarkt.de