Mülheim. Nach der Schließung der Reithalle am Uhlenhorst wird ein tiefer Graben zwischen Stadt und Verein erkennbar

Die erneute Schließung der Reithalle am Broicher Waldweg macht einen tiefen Graben zwischen Reitverein und Stadtverwaltung offenkundig. Beide Seiten werfen sich gegenseitig langjährige Versäumnisse vor. Und da es auch um die Existenz des Vereins geht, wird die Auseinandersetzung emotional.


Der Brand von Rosenmontag dieses Jahres, dessen Ursache nach wie vor unklar ist, war für den Vereinsvorsitzenden Wolf-Rüdiger Gesse nur ein weiterer Schaden, den die 1920 errichtete Halle erlitten hat. Verhandlungen, wie der Verein überleben könne, hätten schon zwei Jahre vor dem Brand begonnen. Die Stadt, die Eigentümer des Areals samt der Gebäude ist, habe jahrelang nichts getan, so dass ein Sanierungsstau von 1,2 Millionen Euro aufgelaufen ist. „Er kennt wohl den Vertrag nicht“, kontert Frank Buchwald, der für die städtischen Immobilien zuständig ist.

Fäulnis und Korrosion hätte auffallen müssen

1959 sei vereinbart worden, dass der Verein Unterhaltung und Instandhaltung übernimmt und im Gegenzug für die 25.000 Quadratmeter große Fläche und die Gebäude mit 22.500 Euro pro Jahr nur eine geringe Pacht zahlen muss. Hier sei es aber um Instandsetzung, nicht um Instandhaltung gegangen, argumentiert Gesse. „Wenn man das Gebäude über Jahre vernachlässigt und die Einnahmen, die man aus der Vermietung der Wohnungen erzielt, für andere Zwecke nutzt, ist das kein Wunder“, erwidert Buchwald. Bei regelmäßigen Kontrollen hätte beginnende Fäulnis und Korrosion auffallen und dann behoben werden müssen. Er betont, dass die Stadt dem Verein nach dem Brand entgegen gekommen sei und die Pacht halbiert habe, aber auch diese Summe sei nicht eingegangen.

Vorwürfe gegenüber der Stadt

Gesse wirft der Stadt seinerseits vor, nach dem Brand auf Zeit gespielt und nicht die nötigen Schritte unternommen zu haben, um das Gebäude zu sichern. Es sei nur ein Träger erneuert und Hinweise auf eindringende und das Mauerwerk schädigende Nässe ignoriert worden. Vor allem seien aber bei der Anhebung der Dachkonstruktion mit einem Kran, Risse entstanden, die jetzt zu dem Statikproblem führten, das die erneute Schließung zur Folge hatte. Sie waren bei einer Begutachtung aufgefallen, als festgestellt werden sollte, welche Schäden durch die Flammen entstanden waren und welche schon älter sind. Wie lange die Halle geschlossen bleiben muss, ist noch offen. Die Tatenlosigkeit rechtfertigt Buchwald mit langwierigen Verhandlungen mit der Versicherung, die erfolglos endeten.

Konflikt spitzt sich zu

Der Konflikt spitzt sich zu, denn inzwischen gibt es schon drei Interessenten für den Kauf des Areals. Dabei soll es um eine Summe von 800.000 Euro gehen. Bei einem Interessenten soll es sich um einen Essener handeln, dessen Sohn professioneller Reiter sei. Der hatte in einem ersten Gespräch zwar beteuert, der Verein könnte weiter bestehen, doch Gesse ist davon überzeugt, dass bei einer solchen Lösung der Verein an den Rand gedrängt wird. Gesse, der die Führung des Verein vor gut zwei Jahren übernommen hat, favorisiert dagegen eine Stiftungsidee, damit die für die Öffentlichkeit interessanten Angebote wie therapeutisches Reiten und Schulsport erhalten bleiben könnten. „Vom Verein liegt uns noch kein Angebot vor“, kritisiert Buchwald. Wer diese Stiftung tragen könnte, bleibt noch im Ungefähren.

Politik entscheidet über Verkauf

Es gibt noch eine zentralen Unterschied in der Deutung. So hatte die Politik entschieden, den Verein zu sichern. Was Gesse als Bestandsgarantie versteht, interpretiert Buchwald weitergehend. „Wir müssen nur den Vereinssport sichern. Es kann auch ein anderer sein.“

Entscheiden kann er es nicht. Über den Verkauf entscheidet die Politik.