Mülheim. .
Der Mülheimer Reit- und Fahrverein am Uhlenhorst kommt nach dem großen Feuer am Rosenmontag nicht zur Ruhe. Damals musste die akut einsturzgefährdete Reithalle mehrere Monate lang bis zur Sanierung eines Dachträgers gesperrt werden. Am Freitag stellte nun ein Gutachter fest, dass sich oberhalb der Dachträger weitere Schäden befinden, mutmaßlich älter, die das Benutzen der Reithalle bis auf Weiteres aus Sicherheitsgründen nicht möglich machen.
Die Hallensperrung vor dem Winter ist eine Katastrophe für den Verein, der nun mit weiteren Ausfällen rechnen muss, weil Reitunterricht nicht stattfinden kann und Pensionspferde nicht bewegt werden können. „Wir müssen auf das Sanierungskonzept des Gutachters warten und dann entscheiden, wie es weitergeht“, sagt Frank Buchwald, Leiter des Immobilienservice.
Besitzer der 25.000 qm großen Reitanlage samt Halle, Ställen, Reitplatz, Nebengebäuden am Broicher Waldweg ist die Stadt, Pächter seit über 50 Jahren der Verein.
Stadt vermutet mangelhafte Bauunterhaltung
Warum hat sich die Stadt so lange Zeit gelassen, fragt Wolf-Rüdiger Gesse, geschäftsführender Vereinsvorstand, warum hat erst jetzt, über acht Monate nach dem Brand, ein Gutachter das Dach untersucht und die Halle gesperrt?
Buchwald spricht von Verzögerungen durch die Gebäudeversicherung, die sich – nachdem die Reithalle wieder instand gesetzt worden war und genutzt werden konnte – mit dem restlichen Schaden, etwa dem zerstörten Dach über dem Kasino, monatelang Zeit gelassen habe. „Wir haben mehrfach angemahnt, uns das Angebot über die Versicherungsleistung zu unterbreiten – mit Fristsetzung“, betont er.
Das Gutachten wird wohl klären, ob der Brand Altschäden an den Tag brachte, die durch mangelhafte Bauunterhaltung entstanden sind, wie es die Stadt vermutet. Oder ob möglicherweise der Kran, der das Dach angehoben hat, damit der Träger entlastet und repariert werden konnte, Haarrisse mitverursacht hat, was der Verein annimmt.
Hallendach regelmäßig prüfen
Unter dem Strich geht es grundsätzlich um unterschiedliche Auffassungen über den Vertrag von 1959 zwischen der Stadt und ihrem Pächter: Für die gesamte Bauunterhaltung, so sieht es der Immobilienservice, sei vertragsgemäß der Verein zuständig – daher sei die Pacht so gering.
Der Verein muss für das Gelände – inklusive sieben Wohnungen und Kasino, was aber nicht alles genutzt werden kann – 22.500 € pro Jahr zahlen. Der Betrag wurde seit dem Brand von der Stadt halbiert. Zu den Pflichten gehöre, nennt Buchwald ein Beispiel, das Hallendach regelmäßig prüfen zu lassen. Das sei nicht geschehen.
Der Verein sieht das anders: Für die Instandhaltung sei man verantwortlich, für die Instandsetzung aber nicht – Gesse beklagt daher einen hohen Sanierungsstau seitens der Stadt.
Nach dem Krieg mit Eigenmitteln aufgebaut
Buchwald kontert, dass alles, was dazu beitrage, Gebäude betriebsbereit zu halten, laut Vertrag dem Verein obliege, der in der Vergangenheit eben mehr von seinen Einnahmen für die Bauunterhaltung hätte aufwenden müssen.
Wolf-Rüdiger Gesse, der dem Traditionsverein seit 2009 vorsteht und ca. 50.000 € Schulden vom Vorgänger übernahm, erinnert daran, dass der Verein die Anlage nach dem Krieg mit 70.000 DM Eigenmitteln aufgebaut hat. Er betont, dass der Verein Erhaltungsaufwendungen wie ein neues Leitungsnetz oder Abwasserkanäle nicht übernehmen kann.
Dem Reitverein schwebt eine Übernahme der Anlage in Form einer Stiftung vor, um das Stiftungskapital für nötige Investitionen zu bekommen und damit die Anlage für die Allgemeinheit und den Reitsport zu erhalten.
Vereinsreiten erhalten
Die Stadt indessen, bei der der Verein mit Pachtrückständen in fünfstelliger Höhe in der Kreide steht, hat bereits mit mehreren Interessenten über den Verkauf des Geländes gesprochen. Ein konkretes Angebot liegt auf dem Tisch.
Der Mülheimer Sport Service (MSS) ist für die Stadt Vertragspartner. MSS-Leiterin Martina Ellerwald betont: „Wir suchen mit dem Verein nach einer Lösung, damit das Reiten dort erhalten bleiben kann.“ Ob Stiftung oder Verkauf, das müsse in den nächsten Monaten entschieden werden.
Schon morgen wird es ein Gespräch beim Sportdezernenten Ulrich Ernst mit dem Verein, Immobilienservice, MSS und einem Investor geben. Die Politiker im Sportausschuss haben zuletzt signalisiert, dass sie oben am Uhlenhorst das Vereinsreiten erhalten wollen. Der Vertrag des Mülheimer Reit- und Fahrvereins am Uhlenhorst endet am 31. Dezember 2014.