Mülheim. .
Nach fast drei Monaten Stillstand sehen die Mitglieder des Mülheimer Reit- und Fahrvereins wieder Licht am Horizont: Die Reithalle soll bis zum Anfang der Sommerferien endlich restauriert sein und wieder benutzt werden können.
Die historische Halle aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist seit dem Brand im März akut einsturzgefährdet, weil ein Dachträger durch die Hitze beschädigt wurde. Deshalb ist die Halle seit Rosenmontag für Ross und Reiter gesperrt.
Es ist bis heute kaum zu glauben, dass nach dem verheerenden Brand am 7. März kein Mensch ernsthaft verletzt wurde: In der Wohnung im zweiten Stock, über dem Kasino der Reithalle, war gegen 6 Uhr ein Feuer ausgebrochen.
Brandursache ließe sich nicht mehr feststellen
Eine Frau, die sich allein in der Wohnung aufhielt, rettete sich mit einem beherzten Sprung aus dem Fenster auf einen flacheren Anbau. Die Wohnung brannte derart aus, dass die Brandermittler der Polizei kapitulierten: Eine Brandursache ließe sich nicht mehr feststellen, meldete damals die Polizei. Heute ist beim Blick in die total zerstörte ehemalige Wohnung nicht einmal mehr zu erahnen, wo welche Möbel gestanden haben, welches Zimmer wofür genutzt wurde. Das Kasino im Stockwerk darunter, mit seinen großen Scheiben zur Reithalle hin, sieht für den Laien zwar noch recht gut aus. „Aber wir wissen nicht, ob wir die Decke halten können“, wendet Frank Buchwald, Leiter des Mülheimer Immobilienservice ein.
Der Stadt gehört das 25 000 Quadratmeter große Gelände zwischen Uhlenhorstweg und Broicher Waldweg noch aus alter Zeit. Die großzügige Anlage versteckt sich hinter einer hohen Mauer, und spätestens, wenn man die strenge Architektur rund um einen rechteckigen Platz sieht, erkennt man den ursprünglichen Zweck der ehemaligen militärischen Reitanlage. Bei ihrem Bau hatte sie eine der größten Hallen Deutschlands.
Einnahmen fehlen
Vom Pickelhauben-Drill ist heute nichts mehr zu spüren. Hier gehen Reiter, darunter viele Mädchen, in waldreicher Umgebung ihrem Hobby rund um das Pferd nach. Seit über 50 Jahren ist die städtische Anlage an den Mülheimer Reit- und Fahrverein vermietet.
Dem Verein fehlen nun die Einnahmen aus der nicht verpachteten, öffentlichen Gaststätte sowie der nicht vermietbaren Wohnung. Und weil die große Reithalle seit über zweieinhalb Monaten nicht mehr benutzbar ist, haben sich auch gut ein Drittel der Pferdebesitzer, die hier Boxen gemietet hatten, vom Verein verabschiedet. „Wer geblieben ist hilft mit, alles am Leben zu erhalten“, sagt Gertrud Serfort vom Reitverein. Sie ist froh, dass das Frühjahr so trocken war: So konnten die Reitstunden im Freien stattfinden, auf dem Dressurviereck vor der Halle und dem großen Springplatz. Ob Voltigiergruppen, Kinder- oder Studenten-Reitkurse – der Verein hat einen ausgelasteten Schulbetrieb mit neun Schulpferden. Zwei Reitlehrer werden beschäftigt. Bei Regen wären die Einnahmeverluste noch höher gewesen.
Gesamtkosten der Sanierung stehen noch nicht fest
Rund 200 Mitglieder hat der Verein. Die Reiter haben sich eingerichtet, Pavillon und Campingstühle werden für Pausen genutzt. Das Kasino wird wohl länger dafür nicht zur Verfügung stehen. Wenn die aufwendig gestützte Halle saniert wird, muss auch eine Wand auf der Tribüne entfernt werden. Die genauen Gesamtkosten für die Sanierung müssen erst noch ermittelt werden, sagt Frank Buchwald. Die Versicherung kümmert sich erst einmal nur um die Reithalle.