Mülhiem.
Die Frauen kommen mit aller Kraft. Auch im Karneval hält man es mit der Operettenweisheit: „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht.“ Deshalb zeichneten die Mülheimer Karnevalisten jetzt gleich zwei starke Frauen aus: Margot Rudolph – und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die am Samstag die „Spitze Feder“ für ihre Verdienste um das freie und offene Wort erhielt.
„Karneval ist Lebensfreude. Weil die Menschen heute viel zu wenig lachen, tut es gut, dass wir den Karneval haben“, zitierte Chefkarnevalist Heiner Jansen zunächst aus dem Narrenkurier 2002, als sich Kraft als Förderin des mölmschen Brauchtums vorstellte. Er erinnerte an Krafts Mitgliedschaft in der Karnevalsgesellschaft Blau Weiß und daran, dass sie regelmäßig beim Rosenmontagszug mitfährt.
Und dann war da nach dem Hauptauschusspräsidenten Jansen und dem Prinzen Björn mit Rüdiger Oppers noch ein ditter Mann, der zu Ehren der Preisträgerin das Wort ergriff. Als ihr Vorgänger und Ordensbruder hielt der Chefredakteur der NRZ die Laudatio auf die Ministerpräsidentin. Dabei ließ er sich, mit närrischem Schalk im Nacken nicht nur politisch, sondern auch literarisch und biblisch inspirieren.
Politisches Erfolgsrezept
Das politische Erfolgsrezept der Ministerpräsidentin beschrieb Oppers als Kraftsche Relativitätstheorie: „Sie regieren die Mehrheit. Mal diese und mal jene. Das Strickmuster der Mehrheitssuche im Fraktionsknäuel ist dabei so einfach wie bestrickend: Zwei links, zwei rechts, einen fallen lassen. Und was dabei fällt, ist meistens die FDP.“
Von der Politik wechselte er dann zu Goethe und fügte seinem Faust einen dritten Teil aus eigener Feder hinzu, um dem Phänomen Kraft auf die Spur zu kommen. „Geschrieben steht: Im Anfang war das Wort! Hier stock’ ich schon. Wer hilft mir weiter fort. Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen. Ich muss es anders übersetzen, wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin. Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn. Bedenke wohl die erste Zeile, dass deine Feder sich nicht übereile! Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft? Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!“
Alles andere als Massenware
Und was sagte die so himmlisch Gelobte. Sie blieb, man ahnt es, mit beiden Beinen auf der Erde: „Ich habe jahrelang beim Prinzenball im Saal gesessen und hätte nie davon zu träumen gewagt, dass ich mal als Preisträgerin der Spitzen Feder auf der Bühne stehe. Denn diese Auszeichnung ist Mülheimer Klasse und keine Massenware“, freute sich Kraft. Die Ministerpräsidentin machte in ihrer Dankesrede deutlich, dass Politik oft nur mit Humor zu ertragen und erfolgreich zu gestalten ist. „Lieber klare Ansagen, als Buchstabensuppe. Lieber Else Stratmann als Angela Merkel“, beschrieb sie ihr rhetorisches ABC.
Und dann griff die Spitzenpolitikerin mit der Spitzenfeder auch noch einen Paragrafen aus der Regierungserklärung der mölmschen Tollitäten auf, deren Aussagen sie als „große Klasse“ pries. Kraft ließ keinen Zweifel daran, dass ihr die närrische Forderung nach „einer besseren Bildung für unsere Jugend, damit nicht so viele Menschen Politiker werden müssen“, sehr gut ins eigene Programm passt. „Das ist“, lobte Kraft: „endlich mal eine Gleichung ohne Unbekannte. Mehr Geld in Bildung investieren. Dafür setze ich mich auch ein und vielleicht werde ich dann so auch meine politischen Konkurrenten los und kann so regieren, wie ich das für richtig halte.“