Was für ein Datum: 11.11.11! „So etwas werden wir erst wieder in 100 Jahren erleben“, sagt Mülheims Chefkarnevalist Heiner Jansen und erinnert sich bei der Prinzenproklamation daran, dass es seine elfte als Präsident des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval ist.
Aber an diesem Freitagabend im gut besuchten Festsaal der Stadthalle tritt Jansen in die Zweite Reihe zurück. In der ersten Reihe stehen naturgemäß die neuen Tollitäten. „Wir haben einiges erwartet, aber dass es so toll würde, haben wir uns nicht vorstellen können“, bedankt sich Prinz Björn nach dem Einzug in den Saal, bei dem er, ganz Kavalier, weiße Rosen an die Damen verteilt. Nach dem Dank an Familie, Karnevalsfreunde und Sponsoren kommen Prinzessin Kristina und Prinz Björn zur Sache und verkünden, assistiert von ihren beiden Paginnen Julia Arlt und Josephine Stachelhaus, ihr närrisches Regierungsprogramm. Das bestimmt:
die rege Teilnahme an allen Karnevalsveranstaltungen, die Umwandlung des frisch renovierten Rathauses in ein Vereinshaus der Karnevalisten
dass der Hauptausschuss Groß Mülheimer Karneval die Häuser des Prinzenpaares in den Vereinsfarben ihrer Gesellschaft, der Mölmschen Houltköpp, also in Grün und Weiß, schmückt
dass Handel, Gewerbe und Gastronomie zur Unterstützung des Karnevals während der Session einen Soli-Tollitätszuschlag von 11,11 Prozent bezahlen
dass die Mölmschen alle Karnevalslieder mitsingen sollen, ohne dafür Gema-Gebühren zahlen zu müssen
dass die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen so verbessert wird, dass nicht so viele von ihnen Politiker werden müssen
dass 111 zusätzliche Polizisten in Mülheim für mehr Sicherheit sorgen
dass in der Stadtmitte und in allen Stadtteilzentren Tanz- und Partyzonen eingerichtet werden müssen, um das Sessionsmotto: „Die Narren tanzen überall. Das ist der mölmsche Karneval“ Wirklichkeit werden zu lassen
dass die Mitglieder des Musikzuges der Mölmschen Houltköpp zu „Hofmusikanten“ und die Tanzgarde der Gesellschaft während der Session zur „Prinzengarde“ ernannt werden
und dass die tollen Tage von Altweiber bis Aschermittwoch zu Nationalfeiertagen erklärt werden.
Nach ihren Worten lassen die Tollitäten Taten sprechen und legen zu einem flotten Karnevalsschlager-Potpourri eine kesse Sohle auf das Bühnenparkett. Das kommt bei den 500 Jecken im Saal ebenso gut an, wie der von der Kindergarde der Houltköpp auf die Bühne gebrachte „Reigen der Erinnerung“. Der zeigt mit Bildern und Ausschnitten aus ihrer damaligen Prinzenproklamation, dass Björn und Kristina nicht erst seit gestern auf Mülheims Karnevalsbühnen für Furore sorgen, sondern bereits vor elf Jahren ihre Prinzenrolle ausgefüllt haben: damals als Kindertollitäten.
Nicht nur das schwungvolle Programm, sondern auch die Tatsache, dass der Ehrenpräsident der Mölmschen Houltköpp und des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, Johannes Olbers (86), (trotz eines kürzlichen Sturzes) den Weg zur Prinzenproklamation gefunden hat, zeigt, dass der Karneval Generationen miteinander verbindet.