Mülheim. Holen Eltern ihre Kinder aus Kindertagesstätten zu spät ab, wird im Dialog nach Lösungen gesucht. Strafe müssen sie in Mülheim nicht zahlen.
In Leichlingen hat man sich zu einer drastischen Maßnahme entschlossen. Eltern, die dort ihre Kinder zu spät abholen, zahlen ein Bußgeld von zehn Euro für jede Viertelstunde, die sie sich verspäten. Der Grund: einige Eltern kommen häufiger und deutlich zu spät. Dem will man in Leichlingen einen Riegel vorschieben.
In Mülheim scheinen solche Vorgehensweisen nicht nötig zu sein. „Das ist kein Thema bei uns“, erklärt Volker Wiebels, Stadtpressesprecher, für die städtischen Kinder-
tageseinrichtungen. „Es kann immer mal passieren“, so Wiebels, das Eltern zu spät kommen. Dann würde die Kindergartenleitung mit den Eltern sprechen und versuchen, eine vernünftige Basis aufzubauen. Aber nur in Einzelfällen kommt es zu Problemen: „Wir haben da keine nennenswerte Quote.“
Gespräch mit Eltern suchen
Vom Kita-Zweckverband, dem Träger der katholischen Einrichtungen, ist ähnliches zu hören. „Das ist kein größeres Problem“, so Kristina Kähler. „Wir bekommen das mit Gesprächen hin. Ein Bußgeld kommt nicht in Frage.“ Wenn Eltern zu spät kämen, sei die Betreuung ja um so wichtiger. Aber es passiere wirklich nicht häufig.
„Wir gucken dann gemeinsam, woran es liegen kann.“ Zwar gehe eine längere Betreuung zu Lasten der Erzieherinnen, aber zu einem Problem werde das erst nach den Öffnungszeiten. In Ausnahmefällen könne sie sich vorstellen, dass es ein Problem sein könnte, wenn eine Familie nur einen 35-Stunden-Vertrag statt eines 45-Stunden-Vertrags bekommen würde. Zur Not müsse man häufiger mit den Eltern sprechen und nach Lösungen suchen. „Wichtig ist, dass man da professionell dran geht“, so Kähler.
Erika Minor, Fachberaterin für die Kindertageseinrichtungen des Evangelischen Kirchenkreises, ist ebenfalls der Meinung, dass man am besten mit den Eltern über das Problem spricht. „Wir gehen in den Dialog und fragen uns: Wo sind Schwierigkeiten? Was hindert die Eltern daran, pünktlich zu kommen?“ Dass Eltern sich verspäten, komme auch bei den evangelischen Kitas immer mal wieder vor. Doch schuld daran sei auch, dass immer mehr Eltern berufstätig sind und dann beispielsweise durch Staus am pünktlichen Kommen gehindert werden.
Mögliche Lösungen könnten in so einem Fall sein, dass das betroffene Kind erst einmal von den Eltern eines anderen Kindes mitgenommen wird oder das Verwandte einspringen. Auch die Möglichkeit, die Randzeiten durch Tagespflege zu überbrücken, gebe es. Im Zweifelsfall müsse schlicht daran erinnert werden: „Wir haben einen Vertrag und der endet um eine bestimmte Uhrzeit.“ Und damit bleibt es Sache der Eltern, ihren Berufsalltag so zu organisieren, dass sie diesen Vertrag einhalten können.