Mülheim. .

Wer dieser Tage einen blauen Hubschrauber im Tiefflug über die Stadt fliegen sah, muss keinen Groll wegen der Lärmbelästigung hegen. Es kommt nur einmal im Jahr vor, dass die RWE Deutschland AG ihre Fachmänner in den nahen Luftraum über Mülheim schickt, um die Hochspannungsleitungen auf Schäden zu kontrollieren.

Zwei Wochen braucht das kleine RWE-Team, um in ihrem Beritt nach dem Rechten zu schauen. Fünf, sechs Techniker überwachen ein Netz aus Hochspannungsleitungen, das sich von Kranenburg bei Kleve bis Bochum erstreckt, von Bottrop und Gelsenkirchen bis Mülheim. ­Exakt 1598 Masten im 110-Kilovolt-Netz der Nahversorgung für die Städte sind dann zu prüfen; es wird eine Trassenlänge von fast 400 Kilometern gespannt, auf der es möglichst jeden Kurzschluss zu verhindern gilt.

Kontrollflug über Mülheim

Vor allem, so erzählt RWE-Leitungsbeflieger Jürgen Kleinherbers beim Kontrollflug über Mülheim, gebe es Schäden nach Blitzeinschlägen zu beklagen. Auch wenn jeder Mast mit einem Blitzbock an der Spitze und einer Erdung versehen ist, schlägt doch nicht immer jeder Blitz dort ein, wo er gut gen Boden abgeleitet werden kann. So stellen die Leitungsbeflieger, die stets zu zweit auf Kontrollflug gehen – einer späht, einer protokolliert –, immer wieder Brandschäden fest.

„Von oben“, sagt Kleinherbers, „sehen wir all die Dinge, die wir von unten nicht sehen.“ Die Trassen werden auch abgelaufen, alle fünf Jahre klettern Fachmänner von RWE zu Kontrollzwecken an ihnen hoch. Bei Kontrollflügen mit 20 km/h an Seilen und Masten entlang entdecken Kleinherbers und Kollegen Fehler am Seil, ob Brandschäden oder Ausfransungen. Sie entdecken Mängel an der Aufhängung und Isolierung, auch Korrosionsschäden, die es zu beheben gilt, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, aber auch Gefahren ausschließen zu können.

RWE schützt die Vögel

Mal sind Bäume zu nah an die Leiterseile rangewachsen, überhaupt hält die Natur nicht unbedingt den gebotenen Sicherheitsabstand. Leitungsmeister Dieter Dahlmann sagt’s mit einem Schmunzeln im Gesicht: „Die Vögel sind in ihrer Evolution nicht so weit, dass sie Hochspannungsleitungen erkennen können.“ Um sie dennoch vom tödlichen Stromschlag fernzuhalten, hängt RWE keine Vogelscheuchen an die Leiterseile, sehr wohl aber Plastikfahnen, ähnlich wie im Wind baumelnde Kabelbinder.

Auch bauen Vögel gerne Nester nahe der Leitungen. RWE-Mann Kleinherbers staunt immer wieder darüber, wie viel Draht manches Federvieh dafür anschleppt. Doch Draht in der Nähe von Hochspannungsleitungen bedeutet auch Kurzschlussgefahr. „Wenn sie nicht gerade brüten“, sagt Leitungsmeister Dahlmann, „entfernen wir die Nester.“

Stromausfall durch Schäden im Hochspannungsnetz, sagt RWE-Sprecher Gerd Starkmann, sei aber doch die Ausnahme. Häufiger würden doch Erdleitungen bei Baggerarbeiten durchtrennt.