Mülheim. .

Der angekündigte Spiele-Boykott von Schiedsrichtern im Fußballkreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken, ist zwar erstmal ausgesetzt. Doch die Nachricht vom Protest der Unparteiischen gegen rowdiehafte Fußballclubs hat in Mülheim viele Diskussionen ausgelöst. Jetzt greift die Politik ins Spielgeschehen ein: Die CDU will prüfen lassen, ob städtische Zuschüsse für auffällige Vereine gestrichen werden können.

Einen entsprechenden Antrag formulierte die Fraktion für die Sitzung des Sportausschusses am 14. November. Zum einen soll die Sportverwaltung über das Ausmaß der Beleidigungen, Schlägereien, Jagdszenen, Spielabbrüche und Tätlichkeiten unter anderem gegen Schiedsrichter berichten. Zum anderen soll sie erläutern, „ob seitens der Stadt Sanktionen, zum Beispiel keine Auszahlung städtischer Zuschüsse, eingeleitet bzw. ergriffen werden können“.

Handhabe gesucht

„Ist es korrekt, dass die Stadt durch ihre Zahlungen noch unterstützt, wenn man sich so verhält? “, fragt Werner Oesterwind, sportpolitischer Sprecher der CDU. Zwar will er sich ohne (auch juristische) Einschätzung seitens der Verwaltung nicht auf Kürzung oder Streichung von Fördermitteln als probates Mittel festlegen, doch stellt er fest: „Ich würde es allgemein begrüßen, wenn wir eine Handhabe hätten gegen die Leute, die den Sport so in Verruf bringen.“

Laut Martina Ellerwald, der Leiterin des Mülheimer Sportservice (MSS), wäre eine Kürzung der Förderung durchaus möglich, wenn die Politik dies in einer entsprechenden Satzung verankere, die am 14. November ohnehin auf der Tagesordnung im Sportausschuss stehen soll. Sie gibt allerdings zu bedenken, dass Vergehen der Vereine schon vom Fußballkreis geahndet werden und die Stadt mit entsprechenden Sanktionen für eine Doppelbestrafung sorgen würde. Zudem bestrafe man im Fall der Fälle ganze Vereine für das schlechte Verhalten einzelner Mannschaften.

Schwierigkeiten durch Kürzungen?

Das Beispiel der drei vom Schiri-Boykott betroffenen Clubs gibt zu denken, ob eine Kürzung der Zuschüsse (Jugend-, Übungsleiter- und Betriebskostenbeihilfe für die Pflege von Sportanlagen) einzelne Clubs nicht in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen würde. Schließlich stricken Amateurvereine ihre Etats teils mit heißer Nadel und stets in der Gefahr, dass die Wolle vor der letzten Luftmasche ausgeht.

Bei Croatia Mülheim würde es nicht sehr ins Gewicht fallen: Der Club hat im vergangenen Jahr ohnehin nur 51,10 Euro über die Jugendbeihilfe kassiert. Der TB Heißen hingegen bekam zwar rund 4900 Euro zugeteilt, davon geht allerdings ein Großteil für die Pflege der Platzanlage drauf. Ähnlich ist es beim SV Raadt, dem 1130 Euro Jugend-, 500 Euro Übungsleiterbeihilfe und 4600 Euro zur Pflege der Kunstrasenanlage zugestanden werden. Würde die Stadt bei den Beihilfen kürzen, bliebe wenig übrig.

Und doch findet die CDU-Überlegung prompten Zuspruch – von keinem Geringeren als dem Fachschaftsleiter Fußball im Mülheimer Sportbund, Jochen Guß. Die Situation auf den Fußballplätzen betrachtet er „mit großer Sorge, ich bin sehr entsetzt darüber“ – Zuschüsse zu kürzen, finde er „gar nicht so ungeeignet. Man kriegt die Leute am besten, wenn’s um Geld geht.“