Mülheim. .

Selbst bei Wolkenbrüchen hat Roberto Ciulli schon die Weißen Nächte eröffnet. Bislang haben sich weder der Theaterleiter, noch Publikum und Ensemble davon nass machen lassen. Auch diesmal sieht die Wettervorhersage fürs Wochenende nicht berauschend aus – bis auf Freitagabend.

Am Donnerstag steigen die Weißen Nächte mit „Dantons Tod“ von Georg Büchner – übrigens die einzige Aufführung, die wegen des Wagens, der rollen muss, einen Bühnenboden braucht, „alle anderen Stücke spielen wir traditionsgemäß in der Natur auf Rasen“, so Ciulli. Das Ensemble kennt das unstete Wetterspielchen in freier Natur. Wenn’s sein muss, steigen sie diesmal sogar in Gummistiefel, spielen im Matsch, sagt der Theaterleiter und schmunzelt: „Das gibt der Sache noch einen ganz anderen Unterhaltungswert.“

Im Raffelbergpark laufen die Vorbereitungen, jeder vom Team – auch die Verwaltung – packt mit an. Die kleine Bühne für die Musikgruppen, die die Aufführungen abends davor oder danach begleiten, steht bereits. Mit von der Partie ist auch die Mülheimer Band „Woodhouse“, eine der ältesten Jazzbands Deutschlands überhaupt: Bossa, Blues und Balladen sind am Freitag, ab 22.30 Uhr zu hören.

Ausstellung im Theatersaal

Mit Ursula Hirsch ist eine weitere Kreative aus Mülheim dabei. Allerdings nicht mit Musik, sondern mit Kunst: In einer Ausstellung im Theatersaal zeigt sie während der Weißen Nächte ausgewählte Zeichnungen über Inszenierungen vom Theater an der Ruhr, die in den Jahren 1985 bis 1989 entstanden sind. Kasimir und Karoline, Lulu, Kaspar, Dantons Tod und andere hat Ursula Hirsch auf tiefgründige Weise mit zarten Strichen und nuancierter Farbgebung sensibel interpretiert.

In bewährter Weise mit Licht inszeniert Ruždi Aliji wieder den Park und das Theater. Doch diesmal kann der Lichtgestalter nicht richtig mit anpacken, weil er nach einem Unfall und der Operation der Sprunggelenke noch immer Probleme damit hat und im Rollstuhl sitzt. Aber er ist guten Mutes, dabei zu sein, hier und da Anweisungen zu geben, damit sein bewährtes Beleuchtungskonzept wie gehabt funktioniert: Das farbig angestrahlte Theater, die „blaue Brücke“, Hunderte Leuchten und spezielle Scheinwerfer, die Bäume im Park erstrahlen lassen sowie Lichterketten und Fackeln an den Wegen.

Die Tribüne für knapp 600 Besucher ist bereits aufgebaut. Heute soll sie abgenommen werden, sagt Renate Grimaldi vom Management. „Wir werden Vorsorge dafür tragen, dass nicht mehr Menschen drauf kommen.“ Nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg seien die Sicherheitsvorschriften verstärkt, „aufwendiger als in den letzten Jahren geworden“, betont Grimaldi. Was Anträge und Genehmigungen betreffe, habe die Stadt eine Zwischenperson eingeschaltet, was früher direkt übers Ordnungsamt lief.

Die gastronomische Versorgung wird Hakan Mengil von der „Kulturbar Sol“ nebenan organisiert. Das Theater an der Ruhr kredenzt Weine.

Nur ein Wochenende

In diesem Jahr gehen die Weißen Nächte nur über ein Wochenende, sonst waren es zwei. Fünf Stücke aus dem Repertoire werden Open Air gespielt, darunter mit 24 Jahren „Kaspar“. Dass die Veranstaltung diesmal abgespeckt daherkommt, habe einerseits damit zu tun, „Kosten zu reduzieren“, sagt Ciulli. Andererseits habe es arbeitstechnische Gründe, „weil wir in der Vorbereitung für die nächste Spielzeit sind“.

Nachdem sich im Frühjahr eine Hängepartie bei den Sponsoren eingestellt hatte, sind neben dem langjährigen Partner MWB (Mülheimer Wohnungsbau) erstmals die Sparkasse und Steinhaus Siebtechnik dabei. Abgesprungen war SWB in diesem Jahr, ist aber ab 2012 mit einem Drei-Jahres-Vertrag wieder an Bord. Im nächsten Jahr möchte Ciulli die Weißen Nächte wieder über zwei Wochenenden spielen. Dafür könnten die vier Partner quasi eine feste Unterlage sein. Jedenfalls machen sie sich mit ihren Logos auf den gesponserten Sitzkissen breit für die „Weißen Nächte“. Und die sind wie immer: eintrittsfrei.