Mülheim. „Im Westen geht die Sonne auf“? Was im richtigen Leben nun wirklich nicht geht, nutzen die beiden Theater Mülheim und Oberhausen sowie der Mülheimer Ringlokschuppen poetisch-schräg für den Start in die neue Saison.
„Im Westen geht die Sonne auf“ – diesen widersinnigen, fast poetischen Titel nutzen die beiden Theater Mülheim und Oberhausen sowie der Mülheimer Ringlokschuppen für einen schönen Sonnenaufgang am Horizont der neuen Saison: Denn bei der Spielzeiteröffnung machen die drei Häuser gemeinsame Sache.
Und jenseits des praktischen Gedankens, „dass nicht alle an einem Tag Spielzeiteröffnung haben“, so der Oberhausener Intendant Peter Carp, will man damit auch ein deutliches Signal senden. Sozusagen eine „großpolitische Botschaft, dass man kooperieren kann“, so Sven Schlötcke von der Künstlerischen Leitung des Theaters an der Ruhr.
Wenn in der kulturpolitischen Diskussion landauf, landab die Theaterkooperationen als ein „Heilsbringer“ beschworen werden, dann „machen wir das längst“, so Schlötcke: „Dafür brauchen wir keinen Masterplan, der uns erklärt, wie wir kooperieren sollen.“
Und die drei Häuser sehen sich offensichtlich auch nicht als Konkurrenten. Dafür sei das Angebot zu unterschiedlich in einer Theaterlandschaft, die sehr viel Einzigartiges zu bieten habe. „Wir Theaterleute sind keine Konkurrenten wie früher die Milchhändler“, sagt Helmut Schäfer von der Künstlerischen Leitung am Theater an der Ruhr. Gerade die Unterschiede seien das Interessante an den Spielplänen der drei Orte.
Eröffnung am 17. September
Auf Bannern und Plakaten an Hauptbahnhöfen, Bahnhaltestellen, Straßenlaternen und Litfaßsäulen in den Städten der Region, darunter Mülheim, Oberhausen, Bochum und Duisburg, werden die Premieren in der neuen Spielzeit angekündigt: „Was Ihr wollt“ von William Shakespeare in der Regie von Karin Neuhäuser am 21. September im Theater an der Ruhr. Der Ringlokschuppen eröffnet am 17. September mit „Orlac Hand Out“ von der jungen Performergruppe „Copy & Waste“, einem Schauspiel über einen Pianisten, der seine Hände verliert und dafür die eines Mörders bekommt.
Ein modernes Stück, das eigentlich danach fragt, „was denn die Prothesen unserer heutigen Zeit sind“, erläutert Holger Bergmann, Künstlerischer Leiter des Ringlokschuppens. Dagegen macht Oberhausen mit einem Klassiker im neuen Gewand auf: Das Trauerspiel „Emilia Galotti“ hat am 23. September im Theater Oberhausen Premiere. Regie führt der Schauspieler Herbert Fritsch, der derzeit einer der angesagten Theaterregisseure ist. Wer sich alle drei Premieren anschauen möchte: Es gibt Kombitickets für 30 €.
Bewusstsein für kulturelle und künstlerische Angebote
Die Kulturhauptstadt mit dem Odyssee-Projekt hat die drei Häuser näher zusammengebracht. Den Gedanken des „Großstädtischen“ wolle man auch weitertragen, so Carp. Als ein Resultat der Kulturhauptstadt in Sachen Nachhaltigkeit wünscht sich Helmut Schäfer „einen Mentalitätswechsel. Das Bewusstsein dafür, was es an kulturellen und künstlerischen Angeboten im Ruhrgebiet gibt.“
Für Holger Bergmann ist es ein Ziel, die Schwerpunkte der Theaterarbeit deutlich zu machen und fortzuschreiben – weit über das Kulturhauptstadtjahr hinaus.