Mülheim. .
Kinder, Jugend, Schule bleiben für die Diakonie auch im 21. Jahrhundert, im 90. Jahr ihres Bestehens, topaktuelle Themen.
Kümmerte sich 1921 schon Pfarrer Müller aus Dümpten um die Jugend, so betreuen heute Diakonie-Mitarbeiter in der Offenen Ganztagsschule Kinder an 13 Standorten. Im Diakoniegottesdienst am Sonntag werden 19 neue Mitarbeiter begrüßt, die meisten werden in der Ganztagsbetreuung eingesetzt. Am selben Tag wird auf dem Kirchenhügel nach dem Gottesdienst (11.15 Uhr in der Petrikirche) 90 Jahre Diakonie gefeiert. Einen „Tag der offenen Tür“ wird es zum 90. geben, drei-, vierhundert Gäste werden am Hagdorn 1a erwartet, zum gemeinsamen Essen, Trinken und Gesprächen spielt die Ruhr-River Jazzband. Der kleinere Rahmen ist dem 11. September geschuldet, betont Geschäftsführer Hartwig Kistner, dem Tag weltweiten Gedenkens. „Das“, so Kistner, „schien uns angemessen.“
Bei der Gründung des Evangelischen Jugend- und Wohlfahrtsamtes – dem Vorläufer der Diakonie – begann 1921 die Jugendarbeit, noch bevor sich das städtische Jugendamt gründete. Damals gab es weder angestellte Fürsorgerinnen noch Sozialarbeiter, es lag alles in der Hand des Pfarrers. Heute beschäftigt die Diakonie 121 Hauptamtliche. Auf Müller folgte Pastor Barnstein, und als 1967 das Diakonische Werk im Kirchenkreis gegründet wurde, kooperierte die ev. Jugend- und Familienhilfe längst mit der Stadt bei der Jugendgerichtshilfe, bei Pflege- und Vormundschaften.
Diakonie am Eck
Die Diakonie erweiterte ihr Angebotsspektrum seither kontinuierlich, denn es gibt viele Bereiche, in denen Menschen Hilfe brauchen. In den 70ern wurde der Sozialstaat ausgebaut, Engagement freier Träger war gern gesehen. Die Alten- und Krankenhilfe (heute als ambulante Diakonie im ev. Krankenhaus) kam dazu, es folgte die ambulante Reha für Alkohol- und Medikamentenabhängige, die Stadtteilarbeit in Styrum begann.
Ab Ende der 1970er wurden Hilfen für Wohnungslose eingerichtet, darunter die Teestube und die Therapeutische Wohngemeinschaft. „Wir haben Ansprüche Wohnungsloser durchgesetzt“, erinnert sich Leiter Peter Hennen-Busse, damals junger Sozialarbeiter. Das Diakoniewerk Arbeit und Kultur ging 1994 aus dem Recyclinghof hervor, die Ambulante Gefährdetenhilfe schickte 1999 ihre Streetworker auf die Straße. 2001 nahm die Ev. Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte ihre Arbeit auf, im gleichen Jahr der Jugendmigrationsdienst. 2004 wurde der Bürgertreff in der Altstadt, „Diakonie am Eck“, gegründet.
Die Jahre nach der Jahrtausendwende gehörten vor allem Hilfen, die sich um Schule und Bildung drehen. Rund 50 Mitarbeiter kümmern sich um die Offene Ganztagsschule. Jüngstes Kind der Diakonie ist seit drei Jahren die Sprachschule für Migranten mit 100 Schülern. Während des Unterrichts werden die kleinen Kinder betreut. Hausaufgabenhilfe gibt es in der Altstadt für 70 Schüler und für 12 in Styrum.