Mülheim. .
Das soziale Netzwerk Facebook ist überall. Das mag man gut, schlecht oder gar beängstigend finden. Leugnen kann man es nicht. Über 20 Millionen Deutsche sind angemeldet, darunter etliche Mülheimer Volksvertreter. Wie präsentieren sie sich auf Facebook? Nutzen die Kommunalpolitiker die interaktive Möglichkeit des Internets, um – außerhalb von Bürgersprechstunden oder Straßenfesten – mit ihren Wähler zu kommunizieren?
Dagmar Mühlenfeld
Äußerst seriös präsentiert sich die SPD-Oberbürgermeisterin ihren 928 Facebook-Freunden. Aber auch äußerst langweilig. Woran sie gerade arbeitet, wofür sie politisch kämpft: Das bleibt ihr Geheimnis. Gut, man erfährt eines ihrer Lieblingszitate: „Die Demokratie lebt vom Kompromiss“ (Helmut Schmidt) und dass sie einem Freund einen schönen Urlaub an der Ostsee wünscht. Mühlenfelds Profil ist trotzdem eine lieblose Kopie ihrer besser gepflegten Homepage.
Auffällig ist ihr treuster Fan David, ein virtueller „Stalker“ (Verfolger), der ihr täglich ins virtuelle Gästebuch schreibt: „Hallo Dagmar! Hier ist Genosse Freund. Habe Feierabend“ oder „Morgen Dagmar! Hier ist Genosse Freund David. Gehe am Wochenende ins Rhein-Ruhr-Zentrum“.
Wolfgang Michels
Der CDU-Fraktionsvorsitzende tummelt sich – wie viele seiner Parteikollegen – nicht im Netzwerk. Auch SPD-Kollege Dieter Wiechering nicht.
Gabriele Rosinski
Die Ratsfrau der Linken bewegt sich mit selbstbewussten Fußstapfen durchs Netz. Das zeigt schon ein Blick auf die Zahl ihrer dortigen Freunde: 2914. Rosinski verrät, dass sie gerne Rio Reiser hört und Bücher von Erich Maria Remarque liest. Im TV schaut sie „Stromberg“ und „Tatort“. Außerdem schreibt sie: „So Marx es will, werde ich die nächsten vier Jahre noch sehr aktiv in NRW wirklich linke Politik in Wort und Tat umsetzen. Danach werde ich irgendwo zwischen Kühlungsborn und Usedom meine Füße in der Ostsee sauber halten.“
Mitte Mai stellte sie eine Fotostrecke ihrer Burma-Katzenbabys online. Außerdem erfährt man, dass Rosinski gegen Nichtraucher-Lokale ist und die Seiten „Kommunistische Partei“ (KP) und „Kommunistische Partei Deutschland“ (KPD) gut findet.
Alexander Böhm
Der junge SPD-Ratsherr und BWL-Student, Jahrgang 1989, zeigt sich auf seinem Profilbild an der Seite des ehemaligen SPD-Finanzministers Peer Steinbrück. Seine Lieblingsmannschaft ist der MSV Duisburg, sein Lieblingsspieler BVB-Profi Mario Götze. Auch wenn das „erste Bier naht“, erfährt man es sofort.
Böhm ist ein gläserner Nachwuchs-Kommunalpolitiker, gibt sich menschlich. Wenn er politisch aktiv ist, schreibt er als Statusmeldung zum Beispiel „Haushalten“ oder „Hauptausschuss“. Sein FDP-Kollege Christian Mangen kommentiert diesen Eintrag dann 20 Minuten nach Sitzungsanfang mit: „Wink mal rüber...!“
Dank solcher Facebook-Spielereien weiß der Bürger dann, wo die Aufmerksamkeit der Politiker während der Sitzung war: auf dem Display ihres internetfähigen Handys.
Tim Giesbert
Ausgerechnet Giesbert, Jahrgang 1980, der auf der Grünen-Homepage Jugendthemen als sein wichtiges Themenfeld beschreibt, gibt nichts preis. Privatsphäre hin oder her. Als Politiker kann man Facebook besser einsetzen – und Politik transparenter machen.
Peter Beitz
Der FDP-Fraktionsvorsitzende mag das Tanz-Center Mülheim, Silvana Koch-Mehrin und die Außen- und Sicherheitspolitik. Das war's aber auch. Privates? Tabu.
Hannelore Kraft
Die NRW-Ministerpräsidentin weiß natürlich längst, was auf Facebook trendy ist. Und wenn sie es selbst nicht weiß, dann erledigen das die Mitarbeiter der Pressestelle für sie. „Mein Facebook-Profil wird von meinem Team mitbetreut“, verrät sie. Außerdem mag sie – zumindest schreibt ihr Team das – „Star Wars“, die „Sportschau“ und die Sendung „Zimmer frei!“.