Mülheim. Die Mülheimer Oberbürgermeister-Kandidaten zwitschern und bloggen im Internet. Das Ziel ist klar: die jüngere Generation für Politik zu begeistern. Doch wie politisch und zielgruppenorientiert ist der Stimmenfang im Netz eigentlich? Eine Bilanz wenige Tage vor der Kommunalwahl.
Längst haben die Mülheimer Oberbürgermeister-Kandidaten das Internet für ihren Wahlkampf entdeckt. In der virtuellen Welt wird fleißig gezwitschert, gebloggt und in sozialen Netzwerken diskutiert. Das Ziel ist klar: die jüngere Generation für Politik zu begeistern. Doch wie politisch und zielgruppenorientiert ist der Stimmenfang im Netz eigentlich? Eine Bilanz wenige Tage vor der Kommunalwahl.
Im virtuellen Netzwerk Facebook herrscht normalerweise ungezwungener Plauderton. Veröffentlicht wird so ziemlich alles, was einem gerade durch den Kopf geht. Freunde können direkt unter dem Eintrag ihre Meinung dazu abgeben.
In einer solchen Welt wirkt Dagmar Mühlenfelds (SPD) Eintrag vom 5. August noch etwas steif. „Habe heute bei den Ferienspielen mit den jungen Mülheimerinnen und Mülheimern an der Arndtstraße Papierflieger gebaut. . .”, schreibt die Oberbürgermeisterin dort. Was nach Bürgernähe klingen soll, verfehlt doch leicht den Ton. Viele Einträge berichten von den „zahllosen Bürgergesprächen” im Wahl-Lokal.
Was auf Mühlenfelds Profil fehlt, ist eine Bekanntgabe oder gar eine kurze Stellungnahme zu den Themen, die bei solchen Zusammentreffen zur Sprache gebracht werden. So nutzen die Einträge nur selten das volle Potenzial des Internets, das häufig als Medium der demokratischen Teilhabe und öffentlichen Diskussion gepriesen wird.
In mancher Hinsicht ist die Zurückhaltung der OB jedoch erfreulich: Auf ihrem Facebook-Profil findet man nur wenige Seitenhiebe gegen die Konkurrenz.
Etwas deutlichere Worte gibt es zwischenzeitlich von Christian Mangen zu lesen. Der FDP-Kandidat ist auch in der virtuellen Welt ganz klar in der Opposition. „Die 'Arbeitsgruppe Pandemie' der Verwaltung hatte ein sensationelles Ergebnis: Extra Seife für die Schulen! Weiter so. Wirklich toll”, schreibt er am 13. August.
Die mit Ironie versehenen Kommentare scheinen bei den Netznutzern anzukommen. Mangens Einträge werden häufig kommentiert. Schnell wird klar, was dem Liberalen gegen den Strich geht – zu viel Verwaltung und Endlosdiskussionen um die Fachhochschule.
Wer wissen will, wie sich die OB-Kandidaten zu bestimmten Themen positionieren, wird aus den Facebook-Profilen nur wenig Nutzen ziehen können. Ertragreicher erscheint da ein Besuch bei http://www.abgeordnetenwatch.de/ . Neben Mühlenfeld und Mangen beantworten hier auch der CDU-Kandidat Stefan Zowislo und Barbara Steffens (Grüne) sehr ausführlich die Fragen der Mülheimer.
Besonders hilfreich sind die Antworten, die gleich an alle Kandidaten gerichtet worden sind. Hier kann sich der Wähler im direkten Vergleich ein Bild machen. Keine Reaktion auf die Anfragen gibt dort Wim Ehlers (Die Linke), der auf der Seite ebenfalls ein Profil hat. Der freie Kandidat Eugen Kalff fällt hingegen durch virtuelle Abwesenheit auf. Seine Positionen sind im Netz weder auf einer persönlichen Seite noch in den einschlägigen Online-Netzwerken zu finden.