Wie sich Kunstrichtungen befruchten, zeigt Barbara Schöttle. „Das Theater hat mir neue Bildräume eröffnet“, sagt die Künstlerin. In einer Ausstellung zeigt sie Gemälde passend zum Theaterstück „Kaspar“ von Peter Handke.

In der Inszenierung erlebt das Publikum, wie Kaspar, gespielt von Maria Neumann, brutal unter Zwangserziehung zu einer Marionette der Gesellschaft wird. In zehn Arbeiten hat sich die Mülheimer Künstlerin sensibel mit der Geschichte des Findelkindes beschäftigt. Herausgekommen sind ausdrucksvolle Bilder, die für sich sprechen.Von Leid und kindlicher Freude, Zwang und Verzweiflung – nicht zuletzt Identitätsverlust erzählen diese Bilder. Einfühlsam hat sich Barbara Schöttle malerisch in Welt dieser geschundenen Figur versetzt. Quälend lange verharrt die Schauspielerin regungslos wie in einer Zwangsjacke auf einer Tonne. Meist vermischt sich die Szenerie in der Bildern mit der Fantasie der Künstlerin, sind manche Motive fortgesetzt. Ein großformatiges Ölgemälde in Rottönen zeigt Kaspar, der ohne Arme kopfüber im freien Fall nach unten rauscht. Und ohne Gesicht, denn das hat er ja im übertragenen Sinne sowieso verloren.

Dabei sei sie überhaupt keine Theatergängerin gewesen, gesteht die Künstlerin. „Erst die Märchen von Maria Neumann haben mich zu Kaspar gebracht.“ Und nie habe sie vorgehabt, dazu zu malen. Fünfmal hat sie das Stück gesehen. „Mit jeder Aufführung verstand ich das Stück besser und war von den Bildern und der Sprache dieses Gesamtkunstwerks fasziniert.“ Gestik, Mimik, Musik, Sprache und mehr: „Es war eine Herausforderung für mich, die komplexen Bilder eines Theaterstücks auf eine zweidimensionale Leinwand zu reduzieren“, sagt Schöttle. Was ihr aber durchaus gelungen ist.