Mülheim. .

Staaten werden in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuft, der Euro kriselt, Aktienkurse stürzen ab. Panik bei Mülheimer Anlegern habe all dies bisher nicht ausgelöst, stellt die Sparkasse als größtes örtliches Geldinstitut fest. Vorstand Helmut Schiffer sieht auch keinen Grund zur Panik für Aktienbesitzer oder Fondssparer – es sei keine Wirtschafts-, „nur“ eine Staatsschuldenkrise erkennbar.

Es war die Angst der institutionellen Anleger vor einer Rezession in den USA, die auch den Dax seit Ende Juli hatte rasant von 7400 auf 5600 Punkte fallen lassen. Die Anleger, die über die Sparkasse in Aktienfonds investieren, hätten hierauf „besonnen reagiert“, sagt Schiffer. „Sicher: Es wurde mehr Beratung abgefragt, aber es waren und sind keine Panikverkäufe festzustellen.“ Die Sparkasse stellt Gegenteiliges fest. Auch im Juli gab es ein positives Saldo im Aktiengeschäft: Mehr Aktien wurden gekauft als verkauft. Das liegt im Trend der ersten sieben Monate dieses Jahres.

Langfristige Geldanlage in Aktien lohnt

Wer Schiffer fragt, ob eine Geldanlage in Aktien zurzeit sinnvoll ist, den führt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende zur großen Grafik, die gerahmt an seinem Schreibtisch hängt. Sie bildet den langfristigen Dax-Verlauf ab und zeigt im Zeitverlauf deutlich ansteigende Form. Die schwere Ölkrise der 70er Jahre – in der Langfristbetrachtung nur mehr ein marginal wirkender Ausreißer nach unten . . .

Darin steckt Schiffers Botschaft: Die langfristige Geldanlage in Aktien lohnt. „Wer 30, 40 Jahre die Schwankungen am Aktienmarkt aushält, der profitiert am Ende.“ Momentan, da Aktienkurse gefallen sind, sei für erfahrene Anlager ein guter Zeitpunkt des Einstiegs und für Zukäufe, gerade auch deutscher Papiere. Die Aktienkurse seien aktuell auf einem Niveau gelandet, das den Buchwerten der Unternehmer schon recht nahe komme – für Schiffer ein Zeichen, dass die Kurse „relativ weit unten sind“ und wohl nicht wesentlich weiter in den Keller rutschen werden. Er geht momentan zwar von einer gedämpften Konjunkturentwicklung aus, „aber die deutschen Unternehmen haben noch bis ins nächste Jahr hinein eine gute Auftragslage“. Schließlich würden sie im starken deutschen Exportgeschäft weiter vom schwächelnden Euro profitieren.

Gold hoch im Kurs

Schiffer weiß natürlich, dass nicht jeder Privatanleger dran glauben mag. Das zeigt etwa die Nachfrage nach Gold. Die sei weiterhin da, obwohl der Kurs für die Unze Gold auch im verstrichenen Halbjahr entgegen seiner vorherigen Prognose nochmals um 40 % zugelegt habe. Der Vorstand der Sparkasse mag da aktuell gar nicht mehr spekulieren, wohin es mit dem Goldpreis noch gehen könnte. Die Nachfrage, wie gesagt, sei da. Ängste vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch spielten eine Rolle; nicht wenige Kunden ließen sich ihre Gold-Anlagen gar in kleinen Stückelungen deponieren – „quasi als Tauschwährung“. Die Sparkasse sah sich jüngst gar dazu genötigt, ob der üppigen Goldanlagen der Kunden neue Tresore dafür im Keller der Zentrale am Berliner Platz einzubauen. Langfristig aber, so Schiffer, seien Goldanlagen kein probates Mittel.

Natürlich sei entscheidend, „welche Sicht der Welt der Kunde hat“, sagt er. Die Beratung des Hauses richte sich nach den Erwartungen und der Risikobereitschaft der Kunden. Heißt: Wer meint, nur mit Gold auf der sicheren Seite zu sein, soll sein Gold haben. Auch wenn Schiffer selbst wohl auf ein langfristiges Invest in einen Aktienfonds-Sparvertrag setzen würde.