Mülheim. .

Wenn in Mülheim ab September die Hunde gezählt werden, wird es, anders als bei der Volkszählung, an jeder Tür in der Stadt klingeln. Die so genannte Hundebestandsaufnahme ist in Mülheim keine Premiere. Schon 2003 wurde ermittelt, wie viele Bellos es in der Stadt gibt, und ob sie auch alle angemeldet sind.

Von der Zählung der Hunde – die der Stadtrat im vergangenen Jahr beschlossen hat – verspricht sich die Stadt im Ergebnis höhere Steuereinnahmen. Wie schon im Jahr 2003, als die Zählung 1100 steuerpflichtige Hunde mehr ausmachte – ein Plus von 23 Prozent.

Hundesteuerplus von 80.000 Euro

Auf 5500 Hunde kam man im Jahr 2003. Aktuell sind in Mülheim 7800 Hunde gemeldet. Es wird mit etwa 500 Hunden gerechnet, die (noch) nicht angemeldet sind, und einem erhofften Hundesteuerplus von etwa 80 000 €.

Die Firma „Springer Kommunale Dienste“ konnte, wie schon 2003, die Ausschreibung für sich entscheiden. Wenn die Hundezähler ab dem 5. September unterwegs sind, werden sie zwischen 8 und 20 Uhr an den Türen in jeder Straße, in jedem Haus anklingeln. Sie sind im Auftrag der Stadt unterwegs und müssen sich – damit es keinen Missbrauch durch Betrüger gibt – mit einem besonderen Ausweis und dem Personalausweis zu erkennen geben.

Die Springer-Mitarbeiter sind dem Datenschutz verpflichtet, betreten die Wohnungen nicht und stellen in jedem Haushalt an ein volljähriges Haushaltsmitglied maximal vier Fragen: Halten Sie Hunde? Wie viele? Welche Rasse? Wie lange schon?

Teilnahme ist nicht verpflichtend

Wer keinen Hund besitzt, für den ist die Befragung nach der ersten Antwort beendet. „Es ist eine freiwillige Befragung“, sagt Gaby Kulartz von der Firma Springer. „Wenn jemand nicht mitmachen will, notieren wir auch das.“ Die erfahrene Projektleiterin rechnet mit einem Routine-Einsatz. Wird in der Wohnung, dem Haus niemand angetroffen, hinterlässt der Außendienstmitarbeiter einen Informationsbogen zur Hundebestandsaufnahme 2011.

Die zwölf bis 15 Springer-Außendienstler sind bis November in der Stadt unterwegs. Dafür hat die Stadtverwaltung kein eigenes Personal übrig, betont Jürgen Schürmann, Leiter Zentrales Finanzmanagement. „Das haben wir schon 2003 geprüft.“ Und heute sei die Personaldecke noch knapper als damals.

Bußgeld zwischen 50 und 1.000 Euro

Die meisten Hunde in der Stadt sind ordnungsgemäß gemeldet. Wer es versäumt hat, sein Tier steuerlich zu melden, kann das nachholen und wird rückwirkend veranlagt, so Schürmann. Wer seinen Bello vor dem Fiskus verschweigt, begeht Steuerhinterziehung und kann mit einem Bußgeld belegt werden. „Zwischen 50 und 1000 Euro“ könnten das sein. Jürgen Schürmann: „Wir entscheiden im Einzelfall.“ Und mit Fingerspitzengefühl. „Wenn uns aber mehrere Hunde über einen längeren Zeitraum verschwiegen werden, droht ein sattes Bußgeld.“

Wer in den Städten die Hunde zählt, macht oft erstaunliche Erfahrungen. Etwa, dass auch in Hochhäuser oft große Hunde gehalten werden. Die Zahl der Ausreden ist Legion; „das ist nicht meiner“ der Klassiker. Eine Anekdote erzählt Gaby Kulartz aber gern. Als ein Außendienstler auf die Frage nach einem Hund ein „nein“ notiert hatte, stand plötzlich ein Irischer Wolfshund in der Tür. Auf die Frage, was denn das da sei, kam die Antwort: „Das ist ein Pony.“

Ergebnisse im März 2012

Die Stadt schätzt, dass nach der Hundezählung, deren Ergebnis im März 2012 erwartet wird, Steuern für ca. 500 Tiere zusätzlich erhoben werden können. Abzüglich der Kosten für Sachaufwand und Personal sowie die Kosten für die Firma Springer – deren Dienste mittels einer Pauschale pro Haushalt berechnet worden sind, worüber die Stadt aber keine konkreten Angaben macht – wird damit gerechnet, dass sich die Zählung in 1,5 Jahren amortisiert hat. Ein Hund kostet im Jahr an Steuern: 160 €, zwei Hunde: 220 € (pro Hund), drei und mehr 250 € pro Hund.

Ab 5. September hat die Stadt zwei Nummern für Rückfragen zur Hundebestandsaufnahme geschaltet: 455-2010/-2011.