Mülheim. 22 interessierte Bürger aus Mülheim und Oberhausen sahen sich bei der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) um und erfuhren dabei von Anne Möhlenbeckviel Wissenswertes.
Gleich zu Beginn räumt Anne Möhlenbeck mit einem Vorurteil auf: dass das Wassersparen immer gut ist. 122 Liter werden in deutschen Durchschnittshaushalten pro Nase und Tag verbraucht – „weniger künftig bitte nicht“, mahnt Anne Möhlenbeck.
Und erklärt den 22 interessierten Bürgern aus Mülheim und Oberhausen, dass die 3000 km Rohrleitungen, die zum Versorgungsgebiet der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) gehören, auch regelmäßig durchgespült werden müssen. „Wenn Sie das nicht tun, müssen wir das machen.“ Gleiches gelte übrigens auch für das Abwasser.
Anne Möhlenbeck ist seit 21 Jahren im Dienst der RWW, und gewissermaßen mit allen Wassern gewaschen. Die Pädagogin, die auch das „Haus Ruhrnatur“ und das Wassermuseum „Aquarius“ mit aufbaute, bringt den Besuchern des RWW-Wasserwerks in Styrum in einer zweistündigen Veranstaltung samt Führung plastisch nahe, woher das Wasser kommt, wenn man zu Hause den Hahn aufdreht.
"Kranwasser" aus Styrum
Wie viel Wasser wird verbraucht, damit man eine Tasse Kaffee trinken kann? (140 Liter.) Wer verbraucht das meiste Wasser? (Kraftwerke, für die Kühlung.) Und warum läuft die Ruhr in Mülheim nicht mehr trocken, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts? (Weil Talsperren und Stauseen den Flusspegel regulieren.)
Mülheim und der südliche Teil von Oberhausen bekommen ihr „Kranwasser“ vom RWW-Wasserwerk in Styrum aus der Ruhr, aber nicht sofort. Aufwendig wird aus Ruhrwasser das Trinkwasser gemacht, und wie das so funktioniert, erläutert Möhlenbeck anschaulich und auch kindgerecht.
Wenn später die Fußballfeld-großen Sandfilterbecken auf dem weitläufigen – und für Fußgänger sonst strengstens verbotenem – Außengelände der Trinkwassergewinnung besucht werden, haben alle noch im Hinterkopf, dass hier das Wasser aus dem Fluss schon die erste Feinreinigung erfährt. Das Flusswasser, vom Schlamm gereinigt, kann sogar schon ziemlich klar aus den Brunnen gewonnen werden – aber Trinkwasserqualität hat es noch nicht. „Im Wasser“, so Möhlenbeck, „ist noch reichlich drin.“ Keime, Eisen, Medikamentenreste, Lösungsmittel, Unkrautvernichter...
Sandfilter und Ozonanlage
Jemand ruft „das ist aber eklig“, und den Besuchern wird klar: Alles, was man irgendwann ins Klo gespült hat, ist ja nicht einfach weg. Es fließt, so es die Kläranlagen nicht ausfiltern können, zurück in die Ruhr und muss spätestens bei der Trinkwasseraufbereitung wieder herausgeholt werden.
Das Wasser durchläuft nach den Sandfiltern eine Ozonanlage, die die Bakterien abtötet, Chemikalien verändert und in Wasser gelöstes Eisen chemisch so verwandelt, dass es ausgefiltert werden kann. Die Filteranlagen – bestückt mit Aktivkohle, Sand und Kies – sind in zwölf riesigen blauen Türmen untergebracht. Das „Klarwasser“ wird nach einer weiteren Aktivkohlefilter-Passage zu „Reinwasser“ – und durch UV-Lichtbestrahlung keimfrei gemacht. Die RWW hält, wie früher, noch eine Chlorgasanlage in Betrieb. Für Notfälle, damit die Entkeimung sichergestellt ist, falls die UV-Anlage mal ausfällt.