Mülheim. .

Auf das Prinzip Hoffnung will Jean Pierre Bloch nicht mehr setzen. Jetzt hat er sich entschlossen und schließt das Geschäft Feinkost Zorn am 17. September. Die Geschäfte laufen nicht mehr gut.

Der Abschied fiel schwer, aber es hat auch immer Spaß gemacht, und lange Zeit sei es auch ein sehr einträgliches Geschäft gewesen. Doch seit Monaten fühlt sich Bloch hier fast wie in einem Gefängnis, aus dem er von morgens bis abends nicht heraus kommt, in das aber auch kaum ein Kunde kommt.

Wenn er außerhalb der Ladenöffnungszeiten zum Großmarkt muss, kommen schnell 12 bis 13 Arbeitsstunden zusammen, ohne dass es sich lohnen würde. „Ich werde 60 und sehe nicht mehr ein, meine wertvolle Zeit zu vergeuden“, sagt er.

Freude auf den neuen Lebensabschnitt

Mit einem Strahlen, das deutlich erkennen lässt, dass er sich auf den neuen Lebensabschnitt freut. Der Verkauf des Wohnhauses ermöglichten ihm und seiner Frau im Ausland entspannter zu leben.

Die Kaufhofschließung nennt Bloch als Zäsur. Vor allem nachmittags sei dann nichts mehr in der Innenstadt los. „Man kann auch deutlich sehen, dass die Kaufkraft verloren geht.“ Die vielen Baustellen seien an anderer Faktor. „Die Leute haben sich andere Wege und Ziele vor der Stadt gesucht“, sagt er und das Gerede, dass man nicht mehr in die Innenstadt könne, weil es dort keine Läden gäbe, sei zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung geworden. Er glaubt nicht mehr, dass sich der Trend umkehren lasse.

30 Kunden am Tag

In einigen Fällen sind die umgesetzten Mengen so klein, dass er dafür keinen Lieferanten mehr findet. „Einige Weinhändler liefern nur 120 Flaschen, die werde ich nicht los“, sagt Bloch. Von anderen könne er dagegen schon einen halben Käse bekommen. Inzwischen hat er vielleicht 30 Kunden am Tag, früher seien es doppelt so viele und mehr gewesen.

Viele kennt er namentlich und weiß was sie wollen, wie die Dame, die für 2,10 € Bündner Fleisch kauft. „Nein, tun sie das nicht. Halten Sie durch!“, versucht sie ihn zu ermutigen. Wo sich der Herr nach ihr künftig seinen Serrano-Schinken kaufen wird, weiß er noch nicht. Den gibt es zwar auch anderswo. Ob die Qualität aber so gut sei, wisse er allerdings nicht, sagt der Kunde. Bei Zorn sei es zwar etwas teurer, dafür aber die Qualität hervorragend.

Bloch tut es vor allem um Stammkunden leid, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Ihnen habe er die Spezialitäten frei Haus geliefert. Einige Suppen und Marmeladen aus seinem Angebot wird man künftig nicht vergeblich suchen. Sie sollen im benachbarten Obstladen angeboten werden.