Mülheim. .
„Man kann eben nicht gegen den Trend arbeiten“ – Maredo verlässt die Leineweberstraße laut Sprecherin Rita Hans zum Ende des Monats „mit einem weinenden Auge“. Nachdem das Restaurant der Steakhaus-Kette sich seit 1987 am Standort gehalten hatte, konnten die Betreiber zum Ende hin „keine positive Entwicklung mehr absehen“.
Der Grund für den Auszug liegt, so Sprecherin Rita Hans, einerseits bei der rückläufigen Passantenzahl und andererseits bei der ausbleibenden Genehmigung für eine Außenterrasse. „Die Stadt hat uns nur gesagt, es sei kein Platz.“
„Schade, dass so viele hier weggehen“, findet Elke Wenzlow, Inhaberin des Café Intermezzo, das im August neu auf die Leineweberstraße zog. Selbst ist die Inhaberin mit Lage und Publikum sehr zufrieden. Fürchtet aber, dass die Qualität an der Straße unter starker Fluktuation leidet. Einen Grund für die häufigen Geschäftswechsel sieht sie in oft fehlender Toleranz für die Inhaber.
„Man muss für alles Anträge stellen und das kann sich hinziehen.“ Das fange bei Blumenkübeln an – momentan versucht das Intermezzo, einen Außenbereich durchzusetzen. „Wenn jeder mehr Möglichkeiten hätte, den Bereich vor dem Laden zu gestalten, sähe die Straße nicht so langweilig aus.“ Noch mehr enttäuscht ist Andreas Wozniak. Er öffnete sein Geschäft „Edles und Antikes“ im letzten September.
Und überlegt nun, zum Ende dieses Monats den Mietvertrag zu kündigen. „Er gibt hier zu wenig Sinn für Kunst.“ Begeistert vom Umzug in die Leineweberstraße ist dagegen Christiane Lersch, Leiterin der Verbraucherzentrale. „Wir haben hier viel mehr Platz als am Forum und die Leute haben den neuen Standort angenommen.“ Größtenteils zufrieden ist auch Axel Gellrich, Geschäftsführer beim Fahrradladen „Drahtesel“, der Anfang 2009 von der Bachstraße kam. Die Erreichbarkeit sei nun viel besser – mit Einschränkungen: „Die Einbahnstraßenregelung ist ein echtes Problem“, sagt Gellrich. „Man kommt einfach zu schlecht nach Mülheim rein.“ Er fürchtet außerdem, dass die Be- und Entladezone vor seinem Geschäft mit dem Projekt „Simply City“, bei dem überflüssige Schilder weichen sollen, aufgehoben wird.
Hier beruhigt City-Manager Dennis Fischer. „Die Verdeckung der Schilder war nur zur Probe.“ Generell bewertet er die Chancen von spezialisierten Geschäften an der Leineweberstraße als am besten. „Der Standort ist nicht einfach“, so der City-Manager. „Wer sich hier ansiedelt, muss sich im Klaren sein, dass keine starke Kundenfrequenz herrscht.“ Umso wichtiger sei die, trotz Einbahnstraße, gute Erreichbarkeit. Mit Parkplätzen für die Geschäfte sehe es jedoch nicht allzu gut aus. „Wir können die öffentlichen Flächen nicht privatisieren.“
Dennis Fischer spricht von derzeit etwa vier Leerständen an der Innenstadt-Straße. Betten Hardt zog Ende letzten Jahres aus, das Sanitätshaus Schimmel vergangene Woche. Weitere Verlagerungen gab es beim Modehaus Klever, bei Damenmoden Diva und Feinkost Zorn, einige Läden sind dazukommen. „Leerstände halten nie lange an“, so Fischer. „Potenzial hat die Straße auf jeden Fall.“ Theodor Damann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, stimmt zu, wünscht sich jedoch einen starken Geschäfts-Magneten. Von größeren Filialisten träumt etwa Peter Niel von Immobilien Bagusat. Die Makler versuchen zurzeit, die Räume von Betten Hardt zu vermieten. „Einfach ist das nicht.“