Mülheim. .

Die neue Performance des Vereins Art Obscura „Wasserwesen“ feierte Samstag in der City Premiere.

„Mama, eine Meerjungfrau!“ Aufgeregt zeigt das kleine Mädchen mit dem Finger auf die blonde Schöne mit dem Schmollmund, die gerade an ihr vorbeizieht. Interessiert ist die Kleine, fasziniert, aber so recht weiß sie nicht, wie sie weiter reagieren soll. So wie ihr ging es Samstagmittag vielen Passanten, die in der Innenstadt den drei „Wasserwesen“ begegneten.

Seit elf Jahren gibt es den Verein „Art Obscura“, der es mit Joseph Beuys hält, der einst sagte: „Kunst kennt keine Behinderung.“ Integrative Kulturprojekte von oder für gehandicapte Menschen fördern die Vereinsmitglieder und möchten so auch „der Ausgrenzung behinderter Künstler aus dem öffentlichen Kulturleben entgegenwirken“. Mit ihren fliegenden Rollstühlen, „Flying Wheelchairs“, tritt Art Obscura seit zehn Jahren in ganz Deutschland auf. Da wurde es Zeit für etwas Neues. Eben das sind die Wasserwesen, die am Samstag erstmals auftauchten.

Ein rollender „Walkact“ ist die neue Performance. Die Mülheimer Künstlerin Janet Kempken gestaltete die drei Figuren, entwarf die Meerjungfrau, den Wracktaucher und den Krakenmann mit Liebe zum Detail, aber so, dass die Rollstühle der drei Akteure sichtbar sind. Eine Einladung zu „Begegnung und Kontakt“, sagt Gert Rudolph von Art Obscura, soll die Aktion sein.

"Unheimlich schön"

Dass die Theorie in der Praxis aufgeht, zeigte sich Samstag in der Innenstadt – zumindest überwiegend. Neugierig schauten die Menschen hinterher, einige machten Fotos, ein Herr zückte gar sein Handy, um zu filmen. „Unheimlich schön“, fand eine Passantin die Kostüme und folgte den drei Rollstühlen, die Schlangenlinien fuhren, sich umkreisten, weiterfuhren, dünne Wasserlinien auf dem Boden hinterließen. „Es sieht fast aus wie ein Tanz“, fand die Dame.

Andere Menschen würdigten die Wasserwesen nur eines kurzen Blickes. Der Samstagseinkauf war wichtiger. Diese Reaktionen haben auch die drei Akteure ausgemacht. „Entweder schlägt einem Desinteresse entgegen oder die Leute sind begeistert“, resümierte Achim Bauch. Er war als Wracktaucher unterwegs, über seinem Kopf spannte sich ein Netz, in dem sich allerlei verfangen hat. Immer mehr Neues ist zu entdecken. Auch Nives Pagliardini, die Meerjungfrau in ihrer Muschel, und Frank Krutki, der von knallroten Kraken mit großen großen Glubschaugen umgeben ist, sind echte Hingucker. Vielleicht suchten auch deshalb nur wenige das Gespräch. Es gab zu viel zu sehen.